Der Rausch

Gerade diese Tage haben wir die Hochsaison des Feierns hinter uns und die Hauptsaison der Narretei vor uns.

Also, was erwarten Sie von mir zum Thema? Spiele ich den Moralapostel, fragen Sie mit Recht, ob mir dieses Amt zusteht. Fröne ich aber dem Suff, machen Sie mir berechtigte Vorwürfe. Ein Glaserl JA, ein Glaserl zuviel NEIN! Seien Sie ehrlich: Haben Sie allzeit die Gratwanderung unbeschadet überstanden?

Ernüchternd: Der lustvoll herbeigeredete Beinahe-Kollaps

Es ist also reiner Selbstschutz, wenn ich mich daher auf die dritte Ebene begebe, auf die der Nacherzählung. Ja, nur die Wirklichkeit des Rauschs ist hässlich, während ihm verbal wiederholt, die ganze Schärfe genommen wird. Im Moment sterbenselendig, mutiert er im Nachhinein zur Belustigung, bekommt durch die dichterische Ader etwas bedenklich Heroisches. Da entgleitet uns die Wirklichkeit und wächst mit jeder Wiederholung bedenklich zum Quadrat.

„Der hat einen sitzen gehabt“, enthält ja tatsächlich eine breite Spannweite von Möglichkeiten. Da wird ein unsicherer Schritt gleich so ausgelegt, als sei man getorkelt, ein undeutliches Wort wird zum Lallen, aus 4 Achterl werden 4 Liter. Selbst die Wortkargen unter uns tragen da ordentlich auf und werden zu Dichtern. Sie belustigen sich am herbei geredeten Beinahe-Kollaps. Das ist auch eine Form des Rauschs – ist das nicht ernüchternd?


Die Steirische, Wie das Leben so spielt ; 1111 steht nicht für eine Jahreszahl sondern ist das Zeichen für eine noch nicht ausformulierte Quellenangabe; Ähnlicher und ausführlicherer Beitrag in: Bayerische Sänger- und Musikantenzeitung, München, 2004; Ebenso ähnlicher Inhalt: Zeitschrift „Vierteltakt“, Oberösterreichisches Volksliedwerk, 2004; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.