Die Musikgruppe Aniada a Noar

Zuvor allgemein zum Begriff Volkskultur

Es ist eine weitverbreitete Ansicht, dass es sich bei der Volkskultur um jenen Anteil der Kultur handelt, der schon immer so war und feste Gültigkeit hat. Bei dieser Annahme spielt der Faktor der Sicherheit eine Rolle, denn viele Menschen möchten sich in ihr wiegen, von Tradition getragen werden. Was dabei gar nicht bemerkt wird: Im Übernehmen und Weitergeben stecken so manche Veränderung und eben auch ein Maß an Anpassung an die neue Zeit, neue Lebensumstände etc. Schließlich mit sich. ohne zu berücksichtigen, dass sie selber Gestalter von Veränderungen sind und einen wesentlicheren Anteil des Lebens sich ganz selbstverständlich nach Mode und Zeitgeist richten. Vielleicht ist ja gerade deshalb der Haltegriff Tradition ein willkommener Anker, nämlich Volkskultur als festgefahrene Gepflogenheit, die gerne auch verteidigt wird.

Und dies tue auch ich, weil diese Entschleunigung des allzu unruhigen Lebensstils auch Positives bewirkt. Viele Rituale und Gebräuche haben sich nur erhalten, weil sie so beharrend getragen wurden. Außerdem: Warum sollte man jemanden, der seinen Lebensstil nach alten Formeln lebt, diesen nicht freimütig zugestehen? Dies als Vorbemerkung.

Und nun der Blick in die Ferne

Aniada a Noar mag im ersten Anschein eben nicht zur oben beschriebener Spezies zählen, sie haben sich auch nicht der Pflege der steirischen Volksmusik verschrieben und sind auch zu sehr Musiker, um nur einem Original nachzueifern.

Vielmehr handelte es sich am Anfang ihrer Karriere um eine Gruppe junger Musiker, die sich ganz intensiv mit der Volksmusik unserer Nachbarn auseinander setzten, in vielen Reisen und durch Begegnungen das ganze Spektrum europäischer Musikkultur erlebten. Dieser Blick in die Ferne war auch ausschlaggebend für ihren späteren Blick in die Nähe und ich kann mich an die ersten Besuche des Andreas Safer bei mir im Volksliedarchiv erinnern. Es war für ihn eine Entdeckungsreise in die Musikkultur der eigenen Heimat, später setzte Aniada a Noar verstärkt auf persönliche Begegnungen mit den musikalischen Vorbildern in der Steiermark.

Wurzeln des Erfolges

Aniada a Noar entwickelte – nicht zuletzt durch die personelle Kontinuität – es sind immer noch die gleichen Akteure am Werk – einen eigenen Stil, dem sie treu geblieben sind. Beachtlich ist ihr Langzeitwirken, das seinen Ursprung in der gemeinsamen Begeisterung für die Musik und auch für den Umgang mit dem Publikum hat. Ihr Gruppenname weist auch deutlich darauf hin, dass sie sich in eine Sache vernarrt haben, dass ihre Profession ganz tief in jeder einzelnen Musikerpersönlichkeit wurzelt. Sich selbst als Narren zu bezeichnen ist in Anbetracht einer Vielzahl von Zeitgenossen, die sich in dieser Rolle justament nicht sehen wollen, ein kluger Schachzug.

Stets auf Augenhöhe mit dem Publikum

Was Aniada a Noar aber besonders auszeichnet, ist ihre über die Bühnenshow hinaus reichende Präsenz am Tanzboden. Hier sind sie der heimischen Volksmusiktradition wohl am nächsten, denn die dienende Rolle als Tanzmusikant und Unterhalter ist bei vielen Musikgruppen der Entwicklung zum Bühnenprofi und Kabarett geopfert worden. Wer zudem die eigenen Texte der Gruppe kennt, weiß wie sehr diese leidenschaftlichen Musikanten in feinfühligen Worten einer Sinnlichkeit huldigen, die ihre große Welt der Musik als eine mit steirischen Wurzeln begreifbar macht.

Der EU stets um einige Takte voraus

Wer Aniada a Noar als musikalischer Botschafter der Steiermark bezeichnet, huldigt damit aber auch ein kulturelles Klima, welches der Steiermark zu Eigen ist: Hier geben sich eben viele Traditionen und ebenso viele Innovationen die Hand. Aniada a Noar ist das beste Beispiel dafür. Diese Musikanten sind vielseitig und unkonventionell, sie lieben ihre Erfahrung mit irischen, französischen, finnische (…) Klängen und interpretieren ebenso die steirischen. Man könnte behaupten, dass Aniada a Noar dem Entstehen der EU stets musikalisch voraus war.


Beitrag für die Gruppe Aniada a Noar; 1111 steht nicht für eine Jahreszahl sondern ist das Zeichen für eine noch nicht ausformulierte Quellenangabe. Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.