Zeichen der tagelangen Verbrüschwesterung

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der
Johnsbacher Musikwoche 2015!

Als ich an diesem Sonntagmorgen in åller Fruah erwachte, hautnah an meiner Sennerin mit Leib und Söl Inge geschichtet, da war ich vollends der Wildschütz springt auf vom Schlåf und suchte nach der Felswand für den oft besungenen Sturz von dort hinunter in ein Gesträuch. Die Orientierung war zum Teufel und es klingelte noch immer in den Ohren nach winselnden Geigen, nach gepresst-gedrücktem Blechschaden und Honolulu-Jodlern.

Guten Morgen, Herr Fischer!

Welche Überraschung aber erlebte meine Frau, als ich sie im Taumel der Johnsbacher Nachwehen mit „Guatn Morgn, Herr Fischer“ ansprach…

Ja, das Gefüge ist aus dem Gleichgewicht geraten und viel später einmal wird man von einer Johnsbachschen Epoche inmitten der Kalkalpen geschmiegt an die Grauwackenzone sprechen, von jener Epoche vor und nach dem Musikantenwochen-Kollaps. Und: „Der Wig ist mein Wirt“ wird in die Geschichte als Schlachtruf eingehen und alle Nebenschauplätze erniedrigen. Ihm und seiner Ingrid sei gedankt für die täglichen Genüsse, auch wenn nunmehr das Miadal a wengal z`eng geworden ist.

Im Nirwana der freischwebenden Töne

Euch allen aber sei gedankt für die Gefolgschaft ins Nirwana der freischwebenden Töne, Tonfolgen und Varianten, wo durch die Abgeschlossenheit des Johnsbachtales und die zerklüfteten Felsenwände nie und nimmer ein Quartseptakkord Einzug halten wird. Hier wurzelt der Ländler, er ist ein Kaltblütler und lässt keine anderen flachwurzelnden Wucherungen zu. Ramba Zamba – das muss einmal gesagt werden.

Schön war es mit Euch am Wildschützen – und Sennerinnenball mit den ausgefuxten Kostümen und tänzerischen Glanzleistungen. Dann erschütterte die Heilige Messe des Pfarrers Trommelfell und die Grundmaueren des betagten Gotteshauses. Ja, dieser Ort ist von Gott erschaffen, ein unschätzbares Geheimnis, kein Fehl ist an ihm. Nein, das Locus iste war nicht die Huldigung des Donnerwirtes, dessen Blitz sauberer Asphalt-Tanzboden jeden Kleinen Mann im Gedränge zu hohen Flugleistungen animierte. Wir erinnern uns aber auch an den Besuch des Seisn Hans mit seinem Sangesbruder, dem Franz. Nur selten gelingt es ja, dem Gesang der Einheimischen beiwohnen zu können. Es war ein besonderer Genuss, die beiden erleben zu dürfen.

Mit Kraft die Bergwertung bestanden

Was den Wandertag betrifft, sei Euch allen ein Kompliment ausgesprochen. Bei so hohen Temperaturen unterwegs zu sein bis hinauf zum Buchsteinhaus ist eine enorme Leistung. Ebenso aber die Wanderung vom Rauchbodenweg zum Weidendom – die unser Arnold absolviert hat. Ein herzliches Ho Juchhe allen jenen Musikern, die ihre Instrumente mitgenommen haben.

Unvergesslich aber bleibt Paulis Zauberei mit Ei, Ball und Kokosnuss ohne doppelten Boden und ohne Trick Uaaaah. Die Begeisterung kannte keine Grenzen, ebenso der Fluss des Ezbergbräu aus dem Zapfhahn (Zapf Josef ist ein Bruder von Zapf Hahn) und die Verkostung des köstlichen kostbaren und kostenlosen Kostkäse aus der Schweiz. Vielen Dank für die solchermaßen angebotenen Genüsse…

Welche Bärenkinder gehen jetzt schlafen?

Besondere Erwähnung bedürfen die teilnehmenden Kinder und Bärenkinder, die immer wussten wo wo wo sie schlafen und wann sie schlafen gehen müssen. Ihnen war ja der Radl radl ro – Jodler gewidmet, ein kleiner Ausgleich, weil die Jugend am Zirben nicht teilhaben kann.

Ich denke nicht daran, den Brief schon zu beenden oder mir einen Schirm zu kaufen, denn ich habe Luciana noch nicht erwähnt, deren Federkleid selbst den im Gesäuse heimischen Steinadler beeindruckt hat. Es war eine Augenweide, die den Weidendom in den Schatten stellte. Ebenso aber sei das Musikantenwochen-Ballett unter Leitung von Olivia und Amrei erwähnt, die den Abend verzaubert haben. Das aufziehende Gewitter buhlte indessen um unsere Aufmerksamkeit und wir verspotteten es mit werd ich halt patschnass. Klatsch klatsch.

Griaß Euch – mit honakischem Untergriff

Lasst Euch zum Schluss gesagt sein, dass die ausgestellten Zertifikate bei Euch daheim einen Ehrenplatz benötigen. Entfernt die alten Bilder vom Matterhorn, vom Bundespräsidenten und auch den Hasen von Albrecht Dürer und seid stolz auf dieses Zeugnis einer tagelangen Verbrüschwesterung. Mit lieben Grüßen samt honakischem Untergriff und mit den besten Wünschen für einen weiteren schönen Sommer.


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach der Musikwoche in Johnsbach im Gesäuse, 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.