Zur neuen Manier, von Kultur oder von Volkskultur zu sprechen
Kulturarbeit ist mehr, als Veranstaltungsreihen zu managen, Künstler hin- und herzureichen. Und überhaupt: Kultur hat vorerst mit dem “Musiksommer“ und „Kulturfrühling“ – also mit Veranstaltungsreihen – nichts zu tun. Es gibt eine Kultur des Zusammenlebens, der gegenseitigen Hilfe (Nachbarschaftsversicherung), eine Kultur des Umganges miteinander und des Umganges mit unseren Verstorbenen, eine Kultur des Feierns und Trauerns. Kultur ist schon da, ohne Programm der Kulturmacher. Das was sie anbieten sind Bonbons – also Genussmittel, (die brauchen wir auch!) wer sorgt aber für das Lebensmittel Kultur?
Von der Qualität des Beharrenden
Ich habe den Eindruck, dass Kulturprogramme die eigentlich vorhandene Kultur stört, sie überstimmt – es fehlt der Respekt vor dem Eigenen. Es fehlt den Verantwortlichen die Kenntnis der Qualität des Beharrenden und es wird vieles über Bord geworfen, um es einige Jahre später wieder neu zu erfinden.
Kulturarbeit ist das Zusammenspiel zwischen Familie, Nachbarn, Schule, Pfarre, Gemeinde u.s.w. – ist aber auch die Verteilung von Arbeit und die Gestaltung von Freizeit. Es geht nicht nur darum, Lebensqualität zu erreichen, sondern auch darum, sich selbst in dieser Rolle des Miteinander zu sehen. In einem Überangebot an unterschiedlichen Darstellungen von oftmals absurden und utopischen Lebenswerten ist es wichtig, sich selber in der Rolle des Zusammenspiels zu sehen und zu schätzen. Ich meine, dass den Medien die Rolle des Spiegelns zukommen würde und diese wichtige Aufgabe auch gerne einmal links liegen lässt.
Gegenspieler Volkskunst Hochkunst?
Völlig absurd ist der ständige Schrei nach Innovation. Innovation ist eben nicht die Kehrseite von Tradition sondern die Folge einer tiefen Kenntnis von Tradition. Verordnete Innovation ist daher kontraproduktiv. Es ist äußerst seltsam, dass die Vergangenheit als anrüchig angesehen und mit Rückständigkeit gleichsetzt wird. Vergangenheit ist die einzige Zeit die es überhaupt gibt. Die Gegenwart ist gleich vorbei und die Zukunft ist noch nicht. (Zitat G. Nenning)
Es ist Unsinn Volkskunst und Hochkunst auseinanderhalten zu wollen. Genauso negativ sind alle Versuche verlaufen, die Volksmusik salonfähig zu machen. Die beiden Künste befruchten einander. Und Kultur ist es, wenn wir unsere Sinne für das Neue ebenso sensibilisieren können, wie für das Alte, Überlieferte.
Ein herber Verlust des Instinkts
Um gute Musik zu machen, bedarf es nicht unbedingt der Musikausbildung. Der vorhandenen Musikalität genügt die Notwendigkeit als Treibstoff. Die Überbewertung der Musikausbildung hat den einstmals faszinierenden freien Umgang mit der eigenen Musikalität fast verstummen lassen. Und das ist ein herber Verlust.
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