Die Hochzeit und das Foto vom Glück
Unter der Dorflinde oder am Kirchenportal, am Seeufer oder im Schlosspark. Das Ambiente ist das Um und Auf für das Gruppenfoto der Hochzeits-Gesellschaft. Bis aber auf den Auslöser gedrückt werden kann, hat der Fotograf alle Hände voll zu tun und Geduld zu üben. Die Platzzuordnung für das Brautpaar, der Taufgodln, für die Eltern und Großeltern, die Geschwister, Nichten und Neffen bedarf einer ausgefeilten Strategie. Niemand darf hier übersehen werden. Da spielen auch Rangordnungen eine Rolle.
Der Herr Pfarrer und die Musikanten
Stimmt, der Herr Pfarrer gehört auch dazu und natürlich die Musikanten. Diese legen sich nach alter Manier vorne auf den Rasen. Die Tuba am Boden aufgetrichtert, die Posaune quergelegt, der Harmonikaspieler stützt sich auf sein Instrument und hält das Gleichgewicht mit Bravour, die beiden Geiger haben sich den Schneidersitz ausgesucht.
Schnell noch die Gretlfrisur der kleinen Mathilde gerichtet, ebenso die Krawatte des Loisl. Der Onkel Fritz bringt den Fotografen zur Weißglut. Der permanente Alleinunterhalter glänzt in diesem Forum mit lustigen Pointen, als ob die Arena für ihn gemeint wäre. Seine Zwischenrufe sind aber wenig hilfreich, dem Fotografen steht der Schweiß auf der Stirn. „Den Hut bitte beiseite“ ruft der Fotograf und gestikuliert aufgeregt. Er sucht durch das Objektiv, ob alle Gesichter frei vom Schatten sind, ob alle präsent sind und die Sonnenbrillen nicht aufblitzen.
Elegant tritt er dann vom Stativ zurück und wartet souverän mit der Fernbedienung auf das obligate Lächeln. Er beordert alle Blicke zu seiner linken Hand und gibt das Kommando: „Lächeln“. „Das war`s dann“ meint er und greift zum Taschentuch…
Die Freude an der Ablichtung
„Was für ein köstliche Aufnahme“ wird es später heißen. „Da lebte der Franz noch und die Leni war noch ganz jung“. Hochzeitsbilder sind Familiengeschichte und dienen der Erinnerungskultur. Die erhitzten Gesichter, die strahlende Fröhlichkeit und eben die ungewöhnliche Vollzähligkeit – „der Carl aus Toronto ist auch gekommen“ – macht aus einer solchen Aufnahme ein Zeitdokument.
Das Bild aber glänzt umso mehr, weil sich die ganze Gesellschaft einer wesentlichen Gepflogenheit annahm: Sie sind zum hohen Fest in Tracht erschienen. Die Älteren ehrwürdig und festlich, die Jüngeren bunt und frech, die Burschen mit schneidigen Röckln und feschen Hüten. Ein Bild für die Ewigkeit und für Götter – wie man so sagt.
Für das Gössl Gwandhaus Salzburg; 1111 steht nicht für eine Jahreszahl sondern ist das Zeichen für eine noch nicht ausformulierte Quellenangabe. Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.