Stimmbänder, so breit wie Hosenträger anno 1920

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am spurenziehenden
Jodelkurs auf der Tauplitz!

Ah, war dies nicht eine flauschige Niederkunft ins Tal mit dem finalen Einkehrschwung und heißem Witwentrunk? Und alles nur, um die begehrten Zertifikate in einem ehrwürdigen Rahmen und einer bis zuletzt aufgestachelten Gruppendynamik in erwartungsfrohe Hände zu legen.

Und schon wart Ihr uns entschwunden

…Auspuffgase als letzten Gruß hinterlassend als Abgesang nach herzhaftem Drücken der gewonnenen Freundinnen und Freunde. Ab in heimische Garagen und Wohnzimmer, um zu allererst die getreue Waschmaschine mit der angejodelten Wäsche zu füllen. Im Schongang bei 60 Grad sind die schmatzenden Geräusche vertraute Musik in den Ohren der Heimkehrerinnen und Heimkehrer. Später im Kopfpolster haben die nachtaktiven Ohrwürmer ihre Probe im Mittelohr angesetzt und die Reste vom Schneesturm den Bordun dazugelegt. Das ist halt so, wenn der Wetter-Alois seinen prognostizierten Schneetanz ganze zwei Tage toben lässt und der Flockenhimmel unter Dünnpfiff leidet. Ob solcher nächtlichen Belastung ist der Ruf nach Yoga berechtigt…

Das war schön mit Euch:

In der Zirbenstube suchten wir ohne Sonden nach den Tönen – mit und ohne Schneeketten und anstoßend mit den Gläsern. Da rutschten die Vokale wie von selber aus dem Schlund und über den Gaumen, während die Stimmbänder sich satt und flappsend anhörten, als seien sie so breit wie einst die Hosenträger anno 1920. Und erst recht war der Schnackler zu hören – der zwischen Brust- und Kopfstimme angesiedelt als wahrer Wonnepfropfen des Lebens erkennbar wird. Es bedarf der Strenge eines Dompteurs, um solche komplizierten Brüche zu verursachen. Mit Akkupunktur ist es nicht getan. Ich will es ja nicht auf die Nadelspitze treiben, aber auch hier erweist sich die Anwesenheit eines Seelendoktors als begleitende Maßnahme für sinnvoll. Die Hauptstimme hat also immer der Arzt.

Ihr habt unsere ehrliche Bewunderung

Nach und nach klappte die Klappe also zwischen Brust und Kopf. Wie das Klappern der Lüftungsschächte einer Boeing 747 war es anzuhören mit dem feinfühligen Flapp Flapp Flapp. Unsere Bewunderung gilt auch Eurer Vielseitigkeit, von der 11 köpfigen engen Zweistimmigkeit bis zur 8 köpfigen Schaufelschlacht am Parkplatz. Danke!

Der Wirt, die Wirtin, die Kellnerschaft und Hund Aron: Gastfreundschaft bis ins Detail – damit meine ich das Faltenlegen am Klopapier-Anfang. Welch nützliche Überraschung schon beim ersten Zug an der Rolle. Unsere Bergführerin Gundula führte uns hinein in die Wildnis, wo sich die grauen Bilder von Lärchenstämmen mit dem Schneeweiß der Flocken zum Aquarell vermengten. Kein Hase und kein Fuchs, kein Floh und kein Wurm wagten sich hinaus. Nur ein paar Hirsche zogen die Spur, Josef verwandelte sich in ein HTL-Pistengerät und suchte mit uns das Weite und Gundula das Profil.

Das weitverbreitete Weiß der Landschaft entzückte

…auch jene, die es gewohnt sind alltäglich (nicht als leibliche, aber doch) als Schwestern in weißer Kluft durch die Gänge der Krankenhäuser zu schweben.

Der Franz trieb sie vor sich her, wie eine Herde Ziegen: Das ergab schöne harsche Schritte unter der dichten Wolkendecke. Nur das Geräusch der AirBags – genannt „Lungenflügel“ schickte alkoholgeschwängerte Atemluft in die unschuldige Frischluft, an der sich die Flocken labten. Die Schibindungen schlugen leise und dezent den Marschrhythmus. Alles zusammen erfreulich und die Felle übernahmen großzügig die Haftung.

Danke für Eure Geduld in diesen Tagen und Stunden

…für die freundliche Aufnahme der Änderung des Austragungsortes, für die bedingungslose Unterwerfung, für den gemeinsamen Aufbau der Pointen und die vielen herzhaften Lacher, die sofort in Jodler- Energie umgewandelt wurden.

Es war phantastisch wie Ihr Euch zu den höchsten Tönen katapultiert habt, ohne Rücksicht auf Verluste. Und wie es Euch gelungen ist, aus jedem Versuch sogleich einen Ernstfall zu machen. Und danke für so viele Gespräche bis ins Detail und hinein in Eure Berufe und bis ganz vorne zu den Nervenenden der Fingerspitzen…


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Schitouren-Jodelkurs auf der Tauplitz, 2016; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.