Das Osterkreuz aufstellen

Liebe Helferinnen und Helfer, liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
liebe Freundinnen und Freunde!

Lasst uns nach vollbrachter Tat etwas innehalten. Ich weiß sehr wohl dass ein erhobenes Kreuz schon Zeichen genug ist und es des erhobenen Wortes nicht unbedingt bedürfte. Das Wort zu erheben ist hier heroben beim Kreuzaufstellen eher die Ausnahme und dennoch bitte ich heute um ein Innehalten und um Aufmerksamkeit für diese kleine Andacht.

Viele Jahre schon beansprucht dieser Kraftakt alle Sinne: Das Ausheben der Erde, das schrittweise Heben des Kreuzen, das Ausbalancieren im Lot und das im Auge behalten der Glühbirnen – das ist ja noch nicht alles. Es bedarf der Vorbereitung und des Abbauens ebenso wie der exakten Kommandos um die Kräfte zu bündeln.

Daneben aber hat sich diese Zusammenkunft auch zu einer Meisterschaft im Hin- und Herwerfen der spitzen Bemerkungen gemausert. Es ist die Paarung von gespielten Sticheleien mit der ebenso gespielten Empörung, die einen eigentlich technischen Arbeitsakt zum Volksschauspiel erhebt.

Und wir genießen den köstlichen Unterhaltungswert mit den stets wuchernden Pointen, alsob uns das wahre Leben zu wenig Theaterproben bereit halten würde. So ist es – es hat alles seinen tieferen Sinn.

Beim Kreuzaufstellen bedurfte es bislang keines Vereins und auch keiner großen Worte. Seit beinahe 70 Jahren ist es ein österliches, weitum sichtbares Zeichen. Es ist aber auch ein Zeichen der Nachbarschaftshilfe, ein alljährlich wiederkehrendes „Hand anlegen“ am Berg, dem das „sich die Hand reichen“ vorauseilt. Dies alles ist noch dazu gepaart mit der Gastfreundschaft der Familie Stoni vulgo Leichtbauer. Für diesen Nährboden der Begegnung und für die Gastfreundschaft sei hier auch einmal herzlich gedankt.

Heute aber ist die Freude getrübt. Es fehlt uns jemand in der Runde, eine liebe Nachbarin, eine stets uns zugetane Freundin, an die wir in dieser Stunde gerne denken: An die

Peterngreith Gerda

Wir alle kannten Gerda und wir alle hatten unseren ganz persönlichen Draht zu ihr. Sie war dem Brauchtum zugetan, stets eine gute Gastgeberin, eine dem Bauernstand treue, in allen Belangen engagierte und vor allem eine hilfsbereite Frau.

Im Gedenken an die Gerda sei hier an die Anfänge erinnert. Die Familien Peter in Greith und die Familie Leichtbauer haben mit vielen Helfern dieses Osterkreuz seit dem Jahre 1946 aufgestellt. Gerda war von Kind auf mit dabei und ihr war dieser Brauch stets ein großes Anliegen.

Ob bei den Vorbereitungsarbeiten, beim Kreuz aufstellen oder beim Kreuz umlegen. Gerda ging mit gutem Beispiel voran, hielt das Seil sicher und fest in ihren Händen.

In den letzten zwei Jahren hat sie auf das aktive Mithelfen verzichten müssen. Und dennoch hat sie es sich nicht nehmen lassen herauf zu kommen, um das gemeinsame Kreuzaufstellen zu erleben, um Teil dieser nachbarschaftlichen Gemeinschaft zu sein.

Für all das ist Gerda zu danken und Eure Aufmerksamkeit zu dieser Stunde ist ihr ehrsam gewidmet. Lasst uns zum Abschluss ein Vaterunser gemeinsam beten.


Rede beim Kreuzaufstellen am Ostersamstag, 4/ 2015. Der Textentwurf von Julia Stoni wurde von Hermann Härtel ergänzt und redigiert; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.