Die Audienz bei der Gnadenmutter

Sänger- und Musikantenwallfahrt nach Mariazell

Das Bild von dienenden Musikerinnen und Musikern – die singenden sind da ebenso mit eingeschlossen – muss man sich erst vor Augen führen: Entweder wird georgelt oder gesungen, droben am Chor, weit weg vom Allerheiligsten. Oder aber man gehört zur Blasmusik, schlägt die große Trommel oder bläst das Pikkolo. Dann nimmt man den Platz in der Formation ein, direkt am Kirchplatz und konzertiert nach dem Hochamt. Den Kirchgehern schlägt das Herz höher und sie ziehen zielstrebig zum Dorfwirt.

Gehören die Musizierenden und Singenden also zur sonntäglichen Ausstattung? Auch wenn es so aussieht: Nein, sie legen der Handlung und Wandlung Melodien unter, die dem Ritual eine Hilfestellung sind, ein Haltegriff durch den liturgischen Verlauf. Musik kann dabei in Trance versetzen, kann mit auserwählten Tonarten demütigen und kann auch herzhaft jubilieren. Musik ist der Teppich auf dem sich Gefühle, Emotionen und Ergriffenheit ausbreiten. Empfänglichkeit ist ihr hoher Lohn.

Die Begegnung mit dem Allerheiligsten

Diese feste Verbindung, Verpflichtung und Hingebung der Musikanten ist eine, die hinter Notenständern und hinter der Orgelbank festgeschrieben ist und sie könnte zum abstrakten Arbeitsablauf verkommen. Wann aber haben die Akteure ihre Begegnung mit dem Allerheiligsten, wo sie doch jeden Ton dem Großen Gott widmen?

Die Sänger- und Musikantenwallfahrt nach Mariazell ist wohl die beste Gelegenheit, den Dienenden eine Sonderstellung einzuräumen. Eine Wallfahrt, die nicht nur den Musikerinnen und Musikern gewidmet ist, sondern eine, die sie selber Schritt für Schritt gehen und erleben. Eine, die sie direkt vor den Gnadenaltar führt. Mit dem Göttlichen auf Tuchfühlung also.

Was ist die Intention damals und heute?

Die Initiatoren der Sänger- und Musikantenwallfahrt folgten vor 40 Jahren (1977) noch einem schönen, beinahe privaten Bedürfnis. Sie trafen sich alljährlich in Bayern und Südtirol zu Musiktagen und kamen nach Mariazell, um der Freundschaft und Dankbarkeit willen. Weil Musik derart intensiv verbindet und das Auseinandergehen beinahe schmerzhaft erlebt wird. Vokale Klangerlebnisse sind nämlich dem Verbleiben aber nicht dem Auseinandergehen zugeschrieben. Sie kommen einem klanglichen Gefangensein gleich. Da wird in Harmonie gebadet und wieder auferstanden.

Damals begann eine Ära des Wiederkommens

und in der Mitte der Sehnsucht stand schließlich die Gnadenmutter zu Mariazell, ebenso der Wallfahrtsort mit seiner unvergleichlichen Gebirgsromantik und mit dem göttlichen Anker der Basilika als Kraftplatz.

Von damals zum Heute bleiben die Freundschaft und Sehnsucht im Vorsatz, aber auch die Dankbarkeit. Der musizierende und singende Mensch hat allen Grund zur Dankbarkeit. Es ist die Gnade, sich der Musik widmen zu dürfen, sich auch die große Welt der geistlichen Poesie zu nähern. Es ist auch eine Gnade, Menschen im höchsten Glück und in tiefster Not mit Melodien zu begleiten. Und letztlich ist auch Dankbarkeit angesagt für die Gnade Musikerin und Musiker sein zu dürfen – dem himmlischen Frohlocken näher, als wir es erahnen können.

Es gibt viele Gründe nach Mariazell zu kommen

Der „Erfolg“ einer Wallfahrt ist die Tat eines jeden einzelnen. Reiselust ist zu wenig und touristisches Interesse ebenso. Das „Ankommen“ alleine ist emotionale Hochstimmung, die ins Symposion mitgenommen wird, wo in hochkarätigen Beiträgen der tiefe Sinn des Lebens zur Sprache kommt.

Begegnung mit Musikerinnen und Musikern, mit Sängerinnen und Sängern aus mehreren Ländern und die Freude an musikalischen Lustbarkeiten sind wohl die treibende Kraft, wobei der religiöse Aspekt in der „Langen Nacht der Musik“ seine tiefe Erfüllung findet. Eine Nacht lang ist es möglich – der Mutter Gottes zugewandt – sich zu verbeugen und seine schönsten Weisen und Lieder als Ständchen darzubringen. Es sind Stunden der Nähe zum Göttlichen, die im sonntäglichen Kirchendienst der Musiker nicht erlebbar wird.

Ein Anziehungspunkt – alle 4 Jahre

Es war der Wunsch aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die Wallfahrt wieder zu veranstalten und zwar im Vierjahresrhythmus.

Zum Geleit im Festprogramm schrieb damals Hans Martschin: Alle Durchführenden dieser Wallfahrt bekennen sich mit dieser Veranstaltung zum christlichen Glauben, wie auch zu unserer abendländischen Kultur. Und er zitiert Peter Rosegger „Wir können die Zeit festhalten, wenn wir sie in Taten umsetzen; in der Gestalt eines geschaffenen Werkes umgibt die Zeit des Großvaters noch den Enkel.“

Wer aber meint, die Veranstaltung ist ausschließlich der Volksmusik gewidmet, täuscht sich. Das Konzept vereint die Musiker aller Richtungen. Schon an der zweiten Wallfahrt im Jahre 1981 nahmen Musiker aus den Reihen der Wiener Philharmoniker und Wiener Symphoniker teil, in den Jahren danach das Jazzkränzchen Immergrün aus München u.v.a. Das Interesse der Medien war damals groß und erhöhte schließlich auch die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Der Bayerische Rundfunk zeichnete 1981 für die Reihe „Bairisches Bilder – und Notenbüchl – aufgeschlagen von Wastl Fanderl“ auf. Der ORF folgte im Jahre 1989 mit einer Aufzeichnung.

Seit der 3. Wallfahrt 1985 ist Mag. P. Alois Mühlbachler OSB der geistliche Wallfahrtsleiter und seit 2014 gemeinsam mit Erzabt Dr. Korbinian Birnbacher OSB St. Peter Salzburg.


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