Im Freilichtmuseum Stübing: Die Citoller Tanzgeiger

Steyerische Tänze haben eine faszinierende Geschichte und sie waren noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts das einzige Mittel, um die Distanz zur Allerliebsten in halbwegs geordneten Bahnen zu reduzieren. Das ist lange her und heute sind die Männer meist an ihr Krügerl gebunden und lassen die Partnerin neben sich vor Verlangen im Takt wippen. Damit ist jetzt Schluss…

Taktvoll zur Zweisamkeit

Denn es gibt Citoller, die Akzente setzen, die direkt in die Wadenmuskel einziehen und dem Herzmuskel das Kommando übertragen. Selbst die Turniertänzer (i tua nia tånzen) greifen nach der holden Maid um dem vorgegebenen Rhythmus zu entsprechen. Nicht selten machen die Füße – ob der Ungeübtheit – zuerst einmal unbeholfene Seitstellschritte und dennoch: Sobald der erste Geiger sein „Jauchz amål, wer die Schönere håt“ ruft, ist das Temperament angestachelt und findet Schritt für Schritt taktvoll zur Zweisamkeit. Die Nähe der Tänzerin stimuliert den Ehrgeiz und es soll vorkommen, dass sich die Paare zuerst an den Hüften kennenlernen, lange bevor sie sich in die Augen blicken.

Permanente Verführer am Werk

Die Citoller Tanzgeiger sind dabei die permanenten Verführer. Für sie bedeutet erfolgreich sein, wenn die Musik packt und den Drehmoment um ein Euzerl* überholt. Dabei schiebt der Bass vorwärts, während die Nachschlaggeige widerspenstig zurückhält. Genau diese Spannung aber ist es, die zur Aufruhr führt und die Paare glücklich macht, noch dazu atemlos, durstig, verliebt oder einfach froh, den Tanz überlebt zu haben.

Aus dem Programm: Schottische aus dem Hut / Ländler zum Fensterln / Walzer zum Mitsingen / Guten Morgen Herr Fischer / Tua ma di Haxn schmeißn / Der Kehraus

*Ein Stückchen, eine kleine Menge von Etwas


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