Die jodelnde Christenheit

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am
Jodelkurs in Oppenberg!

Was sagt Ihr dazu? Das ist doch ein schönes Gefühl, ins Gebirge zu reiten um nach nur einem Tag durch und durch zertifiziert von Tannen zu ziehen? Schön, dass es Euch gefallen hat und dass Ihr nun zahlreiche Melodien und Text geschultert habt. Mehr Wert ist aber die Erkenntnis, dass die eigene Stimme Goldes wert und auf diesem Planeten kein zweites Mal in dieser Form zu finden ist – ähnlich der bizarren Schneeflocke, welche bis ins kleinste Detail die tiefgefrorene persönliche Note ihr Eigen nennt.

Da seid Ihr uns also gefolgt

…über den Holla rei tulio zum Holt joe joe joe, vom Gastzimmer auf die Veranda, auf die Wiese hinters Haus und sogar hinunter ins Allerheiligste Kirchlein, dort wo die Apostel dem Sendele Hoe hoe lauschten. Freilich gewollt verlebendigt ausgedrückt, denn die Ohrwascheln der Heiligen rührten sich nicht und die Augen blickten gebannt hernieder auf die jodelnde Christenheit. Natürlich völlig unabhängig, welchen Bezug die Bankfüller zum Katholizismus hatten. Die Ökumene stülpte sich gnädig über den Augenblick und gab dem Wirkungsfeld der Akustik freie Bahn.

Frau Wirtin aber sorgte permanent

…für lukullischen Nachschub, der Wirt ließ den Zapfhahn nicht mehr aus den Augen und förderte den Ausfluss vom Druckbehälter in die vom Jodeln ausgetrockneten Gurgeln. Josef stand zeitweise direkt im Zentrum des Gerstenstromes, ein Ankoppeln mittels Bajonettverschluss stand kurz bevor.

So war der Tag ausgefüllt mit den humpelnden Versuchen und dem geglückten Treffen der Töne, dem tiefen Atmen und dem vehementen Ausposaunen der Melodien samt Speichelpartikel. Zwischendurch mischten sich Gespräche um das Leben selbst, die Gnade hier Gast sein zu dürfen zwischen den satten Wiesen und dem uns weitgehend unbekannten Himmelszelt. Das alles aber führte zu einem Guten Ende, denn die Gruppendynamik ließ keine Zweifel daran, dass die Suche nach den Tönen viele andere Seiten unserer Seele berührt. Bevor aber hier und jetzt die Sentimentalität in Moll ausbricht, macht sich die Dankbarkeit auf den Weg in die Computertastatur:

Habt als Dank für Zuneigung und Offenheit

…für Durchhaltevermögen und viele spendierte Zirben und Seiterln. Habt Dank für die große Mühe, sich den Text und die Poesie der Melodie einzuverleiben. Und habt Dank für den außergewöhnlichen Abend unter dem Schutzschild des Gösser-Schirmes, mit so vielen schönen und frivolen Liedern, mit Kabarettistischem und einer Fülle von Pointen, die unsere Lachmuskeln reizten und hörbar flattern ließen.

So kurz vor dem Weltuntergang gejodelt…

Es war auch schön, mit Euch allen kurz vor dem Weltuntergang verharrt zu haben, als sich der Himmel verformte und wir uns eingestehen mussten: Es könnte keinen schöneren Augenblick geben, als jetzt mit dem Rottenmanner und dem Oppenberger auf den Lippen in der Apokalypse zu verenden – der größten Urnenbeisetzung, die das Universum einst veranstalten wird. Ja, dabei sein wäre alles…

Liebe Grüße also nach Klosterneuburg, nach Aspangberg, St. Peter, Kirchberg, Garsten, Wartberg und Wien. Nach Gmunden, Schlierbach, Ottenthal und die Bucklige Welt, die sich beizeiten bei Herrn Dr. Wieltsch und Frau Dr. Scheuba melden möge. Es steht eine Behandlung an, eine, die nicht nur den Buckel berücksichtigt, mit Medikamenten niedermacht oder gar die Chirurgen auf den Plan ruft.

Nein, es steht eine Behandlung an

…die auf die Psyche der Erdenkugel eingeht, bisherige Furunkel mit Kräutern behandelt und die Kugel samt Buckel von innen her aufräumt, sodass letztendlich diese unsere schöne Welt endlich genesen könnte…


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Jodelkurs in Oppenberg, 2017; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.