Weltfrieden und Jodelkurse

Ihr Beitrag „ Wofür das Land Geld ausgibt“ gehört relativiert, weil das Jodeln in die Nähe des Absurden gerückt wird und das ist nicht in Ordnung. Das Jodeln gehört nämlich zu einer ganz besonderen vokalen Disziplin, der die Ländlermelodik zugrunde liegt und ein faszinierendes Klangspiel ermöglicht. Das ist vielleicht die aller letzte Bastion einer österreichischen Volksmusik, die bis heute überliefert wird. Jodelkurse sind daher begrüßenswert, sie führen zur Entdeckung der eigenen Stimme und fördern die musikalische Eigeninitiative. Jodeln ist – wegen der intensiven Beteiligung des ganzen Körpers – gesund.

Gleichzeitig muss ich Ihnen natürlich Recht geben: Es bedarf keiner Zuwendung aus dem Kulturbudget. Die von mir – schon in den Siebzigerjahren – eingeführten Jodelkurse führten zu einer Renaissance des Jodelns, von der Steiermark ausgehend bis nach Bayern und Südtirol. Heute wird – siehe Internet – eine Vielzahl an Jodelkursen angeboten, sie sind zudem für jedermann und -frau erschwinglich und sie sind so begehrt, dass sie schon Monate zuvor ausgebucht sind.

Für meine Kurse nehme ich daher keine solche Förderung in Anspruch. Wer heute Jodelkurse veranstaltet und dennoch darum ansucht, kann entweder nicht kalkulieren oder es mangelt am Inhalt des angebotenen Kurses. Es gibt aber noch die dritte Möglichkeit: Der Antragsteller liebäugelt mit dem Förder-Gießkannen Prinzip. Vielleicht hat er aber einfach einen guten Draht zur Gießkanne.


Leserbrief-Reaktion auf eine Pressemeldung über ausufernde Fördervergabe unter obiger Schlagzeile. Der Grazer,  11/ 2015. Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.