Die Jägerinnen in Wald und auf der Heide

Die beiden aus den Nockbergen blasen ins Horn und mit ihrer Zeitschrift zum weiblichen Halali. Das lässt die Geschichte von der Männerdomäne im Jagdrevier ziemlich blass erscheinen. Dem Trend entsprechend sind es nämlich immer mehr Frauen, die in der Dämmerung den einzigartigen Anblick genießen.

Gössl und die Jägerinnen

Petra und Elia Schneeweiß belassen es aber nicht bei der Pirsch, denn sie haben eine ganzheitliche Sicht und sind als Herausgeber der „Jägerin“ im Blätterwald der Jagdzeitschriften äußerst erfolgreich. Themen überspannend, dem Leben am Lande gewidmet, einfach anders und weiblich halt. Damit sind sie Vorreiter für eine erfrischend neue Interpretation des jagdlichen Themas geworden. Einer nämlich, die das Naturerlebnis und den sorgsamen Umgang mit den Ressourcen in den Vordergrund stellt, Lebenshaltungen beschreibt und Lebenskonzepte entwirft. Kurz gesagt: Spürbar mehr ganzheitliches Denken auf freier Wildbahn. Für Gössl eröffnet sich hier eine fruchtbare Seelenverwandtschaft. Der Brückenschlag ist einer zu den Jägerinnen, die ihre Passion nicht auf die Jagd beschränken, sondern diese auch im täglichen Leben eine Rolle spielen lassen. Diese Lebenshaltung ist der Grund für eine inhaltliche Stimmigkeit. Gössl trägt durch den sorgsamen Umgang mit den Rohstoffen und dem Engagement für die heimische Handwerkskunst seinen Teil dazu bei. Design und Ausstattung der Kollektion sorgen schließlich für ein gediegenes Erscheinungsbild der Jägerinnen. Weibliche Anliegen müssen nicht nur artikuliert sondern auch durch Optik getragen werden.

Das gewohnt männliche Bild

Es ist schon lange her, seit Gabriele Possanner 1897 zur ersten weiblichen Ärztin in Österreich promovierte und seit Else Richter im Jahre 1905 als erste lehrende Frau an die Universität in Wien berufen wurde. Schwenken wir aber von den trockenen Jahreszahlen zu den uns umgebenden Bildern, dann müssen wir nach wie vor unsere Verwunderung eingestehen. Dann nämlich, wenn es sich um die die Rauchfangkehrerin hoch am Giebel und die Sattelschlepperfahrerin im Cockpit handelt. Ja, von alters her sind wir auf Rollenbilder justiert – auch bei der Jagd. Und nun hat die jagdliche Männerdomäne ausgespielt. Schluss und aus mit dem astreinen Männerstammtisch unter sich, mit der Vorstellung vom Treffer, dessen Auslöser nur von einem maskulinen Auge anvisiert werden kann.

Die griechische Göttin der Jagd

Aphrodites Halbschwester Artemis würde eine Freude mit den heutigen Jägerinnen haben. Bei den alten Griechen war sie die jungfräuliche Göttin der Jagd und von Männern nicht ein bisschen angetan. Warum sie in einer Zeit der männlichen Jagddomäne deren Schutzherrin wurde, bleibt ein Geheimnis. Und mit dem Heiligen Hubertus haben wir das Bild zurecht gerückt. Über Jahrhunderte wurde also der Mythos vom ausschließlich männlichen Jäger transportiert. Solange, bis in der heutigen Ukraine vorchristliche Grabstätten gefunden wurden, in denen Frauen nicht mit den üblichen Haushaltutensilien, sondern mit deren Waffen bestattet wurden. Das stärkt die Annahme, dass die Jagd und der Kampf ums Überleben beiden Geschlechtern, aber vor allem den Schnelleren, Stärkeren und Geschickteren unter ihnen zugedacht war.

Jägerinnen sind im Trend

Der neuerdings erfrischend weibliche Zuwachs im Jagdrevier trifft nun auf Lieder, Gstanzln und Gedichte, die ausschließlich männliche Jäger zum Inhalt haben. Außer im Wildschützenlied, da darf das Weibliche zumindest die Rolle der Sennerin spielen. Und nun wird die Bastion der Männer im Handumdrehen erobert. Immer mehr Mädchen und Frauen besuchen die Jagdkurse. Der Anteil der Jagdscheinbesitzerinnen stieg inzwischen auf 30 %. Dabei sind sich die Funktionäre in den Jagdverbänden einig: Der Trend hat die Jägerschaft rasch verjüngt und es sind auch andere Veränderungen bemerkbar. Nein, es geht dabei nicht um jagdliche Erfolgszahlen, sondern um eine neue weibliche Sicht der Dinge und um eine Frische im Verbandswesen, die von den Männern durchaus geschätzt werden.

Die Jägerinnen und ihre Zeitschrift

Die beiden Herausgeberinnen haben sich einen Herzenswunsch erfüllt und möchten vor allem die Funktion der Jägerin im Revier optimal und ganzheitlich erfüllen. Trophäen sammeln wäre für sie ein zu minderer Auftrag. Ihre 2011 gegründete Zeitschrift „Die JägerIn“ ist somit das Sprachrohr für eine größere Sichtweise des Jagdlichen geworden. Diese verbindet Wildkunde, das Hegen des Wildes ebenso wie die Jagd selbst. Sie beschäftigt sich mit der Verwertung des Wildes und der jagdlichen Küche, mit der Kräuterkunde, der Jagdmedizin, dem jagdlichen Brauchtum mitsamt den Jäger- und Almliedern. Gerne werden auch Bereiche wie das Wohnen im jagdlichen Flair, jagdliche Literatur und Kunst, die gesellschaftliche Stellung der Frau im Jagdwesen und die emotionalen Seite des Jagens zur Diskussion gestellt.

Petra und Elia Schneeweiß wollen zudem regionale Besonderheiten herausstreichen und sie beleben. Mit ihrem Engagement ist es ihnen gelungen, der Frau im Jagdwesen den rechten Stellenwert zu geben, ohne deshalb ein feministisches Kampfblatt abzugeben. Emanzipation geht bei den Jägerinnen auf Schritt und Tritt vonstatten und muss nicht herbei geschrieben werden.

Die Zeitschrift „Jägerin“ gibt es seit 2011 und ist inzwischen in Deutschland, Österreich, Schweiz und in Ungarn etabliert. Sie ist eine, die der gesamten Jägerschaft und ihrem Berufsstand eine ihr zustehende Frische verleiht. Bezug: www.diejägerin.at


Gwandhaus-Journal, Salzburg, Nr. 20, 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.