Dem Scheitern wird keine Landeerlaubnis erteilt…

Liebe Jodlerinnen und Jodler!

Ihr alle über den roten Teppich entkommenen Absolventen des Jodelkurses in den Bergen: Seid mit Hodl, dadl, loidl  herzlich gegrüßt. So abgekoppelt vom Johnsbachtal und zurückgekehrt in den grauen Alltag, das muss schrecklich sein und wir sind in dieser großen Not ganz bei Euch. Das Wegfahren kommt ja einer Totaloperation gleich, wenn man dem gemeinsamen Hymnus entfliehen muss, um dem Broterwerb zu frönen – am Gängelband des Minutenzeigers, der Versicherungsnummer und der Bankleitzahl.

Ach, welch schöne Stunden verbrachten wir

…im Klangrausch des Dia dai do, dia dai do,  in Einzelstimmen zerlegt und wieder zusammengefügt, repetiert und in dualer Vertrautheit heraus gegurgelt. Seid bedankt für die Geduld mit uns und unserer vehementen Durchschlagshammerkraft im Jodeltatü-Pack. Kaum zu glauben: Von Anfang an war der Druckkessel prall gefüllt. Wir haben Euch bewundert, wie Ihr den  ganzen Tag dem Hoda re-i-ri  gehuldigt und dem Scheitern keine Landeerlaubnis erteilt habt. Dabei erlebten wir Euch tröpfchenweise den Schweiß der Ernsthaftigkeit absondernd bis zum bitteren Ende am Rande des lustvollen Erstickens an gegeneinander gerichteten Hui di hedi ris. Noch nie gehört?: Ertrunken an melodiöser Überschwemmung – welch schöne Vorstellung vom sonst so verrufenen Ableben.

Ein strahlendes Dauerhoch hat uns

…das ganze Paket auskosten lassen. Vom Gesäuse kommend bis zum Kölblwirt und hinauf auf die Alm, dem geschichtsträchtigen Boden. Über uns die Sonne mit ihrem unerbittlichen Ceranfeld, dem Sonnenbrand entgegen brutzelnd, von permanenter Jodel-Lawinengefahr bedroht. Ihr Überlebenden und in der Gruppendynamik Schwimmenden: Es war eine Freude Euch kennen zu lernen, mit Euch den Klettersteig samt Gebärdensprache bis zu den höchst ausgesetzten Tönen per Drei hodl dit ganz ohne Sicherungsseil zu nehmen.

Lasst Euch die nächsten Tage

…ein schweizerisches Zäuerle auf der Zunge zergehen mitsamt einer Portion vom bröseligen Steirerkäse. Vertieft Euch in einem Eurer Lieblingsjodler – die Unterlagen findet Ihr angeheftet. Und: Trainiert bitte den „Wigg sein“ Jodler – schon wegen dem goldgelben Zirberl im Stamperl.  Ho juchhe, hoe djo-e djo – war der abendliche Ausklang schön, als die Gaststube zur Kraftkammer wurde und alle sich an den Ausgrabungen schöner Erinnerungen beteiligten.

…als hätten sich Hummelvölker eingenistet

Als wir des Nachts in die Duschkabine stiegen, mischte sich das Rauschen des Wassers mit eigentümlichen und mehrstimmigen Tönen im Gehörgang. Einem chorischen Tinnitus gleich brummten unsere Köpfe, als hätten sich Hummelvölker in uns eingenistet. Ist es Euch ähnlich ergangen?

Angesichts solch vielschichtigem Wohlgefühl fragen wir uns: Warum musstet Ihr heim nach Fürstenfeld, nach Kematen, Seitenstetten, Wieselburg, Purgstall, Tulln, Aschbach, Kufstein, Blons, St. Oswald, Hohentauern, Köstendorf, Reichersberg, Linz, Graz, Tauplitz, Paudorf, Pusarnitz, Wien, Mank, Kirnberg, Aigen, Oberneukirchen, Amstetten, Zell am See, Traun, ins Mostviertel, Königsleiten und gar nach München und in die Schweiz?


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Jodelkurs in Johnsbach im Gesäuse, 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.