Seid bitte – was Stimmung betrifft – permanent unbescheiden

Liebe vom Appelhaus abgestiegenen Teilnehmerinnen und
Teilnehmer und liebe Kinder!

Als wir Euch im wilden Schritt in Erfüllung eines unbarmherzigen Terminkalenders vorauseilten, vergrößerten sich mit jedem dieser Schritte der Abstand zum Appelhaus und jener zu Euch allen. Der Schmerz war groß. Unberührt von diesem Verlust blieb dennoch die Erinnerung an die schönen Stunden, an feine Gespräche, den gemeinsamen Schmaus am Hendlhaxn und Eure leicht verzerrten Gesichtsmuskel beim Jodeln.

Der zweifelhaften Macht unterordnen

Und da setzt unser Dank an: Er gilt dem Bastl Rastl und dem Hermann Rastl, die Euch mit Obhut ins Tal geleitet haben. Er gilt Euch für unverblümtes Mitmachen, für das Unterordnen einer vorerst zweifelhaften Macht, für das Entwickeln einer klingenden Begeisterung, die sich bitte fortsetzen möge hinein in den Alltag, dort wo die Geräusche der MIELE, der Elektrozahnbürste, der Klospülung und des Handys vorherrschen.

Futter für die Sehnsucht

Lasst Euch meinen Brief nicht nur auf der Zunge zergehen, sondern nehmt ihn als Futter für die Sehnsucht nach der gerade erst zelebrierten Abgehobenheit, nach einem Mehr von allem: Nach Fernblick, Bergluft, eigenen Tönen, Freundschaft und nach Märchen, die das Leben nicht schreiben kann. Seid, was die Sehnsucht betrifft einfach permanent unbescheiden. Das zahlt sich aus, denn die Witthärtelmannschen Festspiele im Sommer 2015 am Appelhaus stehen schon am Programm.

Schöne Töne im ach so Toten Gebirge

Die Bilder sind in uns, vom ewig lange andauernden Aufstieg zum Tatort, als uns ein paar Tropfen Wassers den schroffen Weg nehmen ließen. Vom Besuch beim Almhalter und dem Genuss der Ziegenmilch, dem Tritt in die frische Kuhflade und dem Blick in die Hütte, wo es sich offensichtlich gut leben lässt.

Die zirbalen Versuchungen

Und dann die Ankunft in der Appelhaus-Schutzhütte, ein Name, den sie inmitten der weitum steinernen Wüste zu Recht trägt. Ein Haus mit zirbalen Versuchungen, Bröselkäse im Angebot und Gelegenheit der späteren Niederlage im Reich der Betten. Der erste Blick des Morgens galt aber dem Wetter und erlaubte ein Frühstück mit Müsli bei ersten Sonnenstrahlen draußen auf der Terrasse, wo uns der Dachsteingletscher mit einer seinen Gletscherspalten zuzwinkerte.

Schön ist die Erinnerung an die Wanderung zum Hennarsee, das gemütliche Lagern am Ufer, an das Lauschen der Erzählungen aus vergangener Zeit – wår’s gestern oder wår’s heut. Und an die Ålm, die kloa vadrahte, die uns trotz der Reste von Cabanossi und Alpenkäsli im Mund, über die Lippen sprudelte.

Der grandiose Gipfelsieg

Kurz darauf folgte der Angriff auf den Redenden Stein, dem es die Rede verschlagen hatte, ob des Voranschreitens einer singenden Übermacht. Ja, wir haben mit Mann und Maus, Frau und Mäuserich, Windeln und Wendelin den Gipfel bezwungen. Herrlich war es anzusehen, wie sich auch die kleinsten der Füße über die glatten Felsen emporgearbeitet haben.

Wo die Söhne auf die Töchter warten

Lasst Euch die Erinnerung an den abendlichen Kaiserschmarrn auf der Zunge zergehen und verlegt den Körberltanz in die Endlosschleife, solange der Abt nicht zuhause ist. Schließlich war da noch das ÅBA, dem ob der Aufmerksamkeit der jungen Herren punktgenau und zielsicher das Tradl di djoe ho folgte. Köstlich war auch der Hodl, ein alter Freund des Dadl deren beider Arbeitskollege der Loidl stets zeitgleich in diesem Jodler auftauchte und diesen Jodler inhaltlich für das hochalpine Jodeln qualifizierte. Das wissen nur wenige: Es handelt sich nämlich um die großen Söhne unseres Landes, die auf die Töchter warten, um sich für alle Zeit in Zweistimmigkeit zu vereinen.

Wo Sehnsucht da Hoffnung

Unser Gruß und Genesungswunsch gilt der kleinen Linda, deren Bettensturz uns in die Glieder gefahren ist. Er gilt überhaupt den Kindern, die allesamt eine große Leistung vollbracht haben. Und natürlich jenen Erwachsenen, die sich erst an das alpine Gelände gewöhnen mussten. Zuguterletzt grüßen wir den König, der forthin das Ruder nicht mehr aus der Hand legen darf.

Das soll Euch als Sinnbild gelten: Lasst die Töne nie mehr versumpern, habt stets ein Lied auf den Lippen und auch so manche weise Lehre aus den Wittmannschen Erzählungen im Kopf…


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach den Märchen- und Jodeltagen auf dem Appelhaus im Toten Gebirge 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.