Ab ins Himmelsorchester

Mit der abschätzigen Bemerkung „Träume sind Schäume“ reagierte unlängst ein Musikpädagoge auf meine These, dass alle Menschen musikalisch seien.

Die Forschung aber weiß inzwischen, dass Träume in enger Beziehung zur Wirklichkeit stehen und deshalb meine ich, dass Träume und Schäume ein niedliches Reimpaar abgeben – mehr nicht. Das sei diesem Beitrag vorangestellt.

Der Zweikampf mit dem Kopfpolster

Unlängst hatte ich also einen Traum, einen aus dem man sich des Morgens mit Mühe in das Dasein zurückholen muss, so klar und nah an das Bewusstsein geschmiegt. Das ist ja eher selten, denn manche Träume verursachen Schweißausbrüche und Zweikämpfe mit dem völlig unschuldigen Kopfpolster, kapseln sich aber dennoch ein in eine eigene vergessene Welt und bleiben so der Nachbetrachtung verborgen. Nur Bruchstückhaftes bleibt zurück: Es sind die Traumbilder vom Wasserfall im Kleiderschrank, von der Schokoladefabrik im Kofferraum und von der Beerdigung der Tante – die es gar nicht gibt.

Nein, ein solcher Traum war es nicht. Ich träumte im Himmel angekommen zu sein bei flockigen Schäfchenwolken, etwas getrübter Fernsicht und dennoch bei klarem Verstand. Nicht einmal im Traum hegte ich Zweifel daran und dennoch war ich pass erstaunt darüber, als Auserwählter in das Himmlische emporgestiegen zu sein. Nein, ich hatte nie und nimmer darum gebeten und es auch nicht erhofft.

Oh Gott, ich war so unvorbereitet…

Zu aller erst musste ich meine bisherige Vorstellung vom himmlischen Wartesaal korrigieren. Als Ahnungsloser hatte ich mir verschiedene Türen vorgestellt, durch die die Ankömmlinge durchmüssen, um einer ewigen Aufgabe zugeteilt zu werden. Das war grundlegend falsch. Alle Neuzugänge – ohne Ausnahme – wurden zum Frohlocken direkt ins Himmelsorchester gesteckt. Ich wurde den Pauken zugeteilt, gleich neben dem Herrn Pfarrer Rupert Rigam aus Tegernsee. Es war ja stets sein Herzenswunsch, einst die Pauke spielen zu dürfen. „Die geben bei den Hochämtern viel her“ so meinte er. Beide schlugen wir also ein Tremolo des Wiedersehens – und in diesem Moment war der Traum vorbei.

Ein durchaus lehrreicher Traum

So zwischen Tür und Angel des Diesseits und des Jenseits, des Träumens und des Wachens aber legte ich die Paukenschlegel auf ihren Platz und packte meine Seele beim Schopf. Die Erkenntnis aber aus diesem Traum ist es wert, in eine Botschaft verwandelt zu werden:

Nur hier auf Erden wird noch altmodisch zwischen den musikalischen und unmusikalischen Menschen unterschieden. Im Himmel oben beruft man sich auf die musikalische Ausstattung, die allen Menschen gegeben ist. Das ist ein überaus schönes und richtiges Bild – so meine ich – und es lässt die weltliche Praxis alt und überholungsbedürftig erscheinen.


Härtels kleines Credo, Martinsbote des Pfarrverbandes Deutschfeistritz-Peggau, Übelbach, 7/ 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.