Selbst der tote Winkel zeigte sich angetan…

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der
Johnsbacher Musikwoche 2014!

Noch pulsieren unerbittlich der Schlag der großen Trommel, das Staccato der Geigen und das Schmettern des Blechregisters in uns. Noch hängen die Jodeltöne im Mittelohr und die Obertöne an der Großhirnrinde, während die tänzelnde Seitstellschritte noch in den Gebeinen stecken, in permanenter Startposition…

Emotionen wie Feuerwerke

Ja, wer von der Johnsbacher Musikwoche Abschied nimmt, tut es nicht ohne Wehmut, denn Emotionen sind die kleinen Feuerwerke in uns, die sich mitunter wie ein Flächenbrand anfühlen. Die Nebenwirkungen der Ausgelassenheit sind auch schon angekommen: Es bilden sich wieder ein paar Lachfalten, genau dort, wo man sie gerade erst weggegurkt hat. Und ganz drinnen in der Seele haben sich kleine Partikel abgelagert, die sich später als Sehnsucht spürbar machen. Sehnsucht nach Wiederkehr, Sehnsucht nach der Hochzeit der Stimmen und Sehnsucht nach dem Stillstand des Augenblicks.

Das alles ist im Blutbild nicht zu erkennen

… hat sich aber seit der Bronzezeit auf der Kölblalm entwickelt und wir müssen glücklich sein, dass die Sehnsucht nicht zwischen der Grauwackenzone und den Kalkalpen aufgerieben wurde – wie es dem feinkörnigen Steirerkäse damals passiert ist. Das alles heute als unseren Wissensstand bezeichnen zu dürfen, verdanken wir dem Wig, der sich immer wieder mit dem Hoda Radio eingebracht hat.

Wenden wir uns von der Wissenschaft ab

…dann verschlingt uns das Notwendige und Profane. Inzwischen werdet Ihr den Schlund der EUDORA/SIEMENS/BAUKNECHT/AEG/BOSCH oder MIELE gefüttert haben. Dabei lässt sich gleich einmal – das ist nur ein Vorschlag -ein Lied anbringen, so zwischen Tür und Angel, zwischen WC und Badezimmer…

La la la la la la
La la la la
La la la la la la
Lalu – lulu

Habt Dank Ihr Tapferen, die dem Wetter getrotzt und sich dem Ziel der Woche hingegeben habt – draußn am Land. Habt Dank für Eure imposanten Figuren beim Männerrollet, bei der Mädchengarde, beim Samba und Landler. Unser Kompliment auch dafür, dass Ihr das Dirndl troffa habt, ohne es trutzig zu måcha. Und das alles garniert mit Schweizerkäse und unterspült mit dem süffigen Eisenerz Bräu.

In zirbaler Gestalt aufgefüllte Stamperl

Inzwischen hat uns der Alltag eingeholt, in da Fruah an Kaffee, z‘ Mittag saure Ruabn und auf d‘ Nåcht taucht im Traum der Zauberer auf und lässt ein Ei fallen. Mein Gott, wie geschüttelt und bruchstückhaft kommen einem die Erinnerungen zu Tage, die bunten und schillernden im brasilianischen Federkleid und ebenso in zirbaler Gestalt als aufgefüllte Stamperln.

Das tradl di djoe ho hätten wir beinahe zum Wochenhymnus erkoren, wenn da nicht Anton Bruckner sel. mitgemischt hätte:

Mitten drin in der Jodelkehlerei, dem Herr Wirt gib noch ne Flasche her und der wichtigen Fragestellung, ob wir Gauner nicht lustig sein sollten, zog Ewald die Register einer vielstimmigen Orgel aus Dir und mir und Euch und führte uns für ein paar Augenblicke ins Reich des Frohlockens. Nein, da blieb keine Hautpartie ohne Cutis Anserina* und keine Ehrfurcht vor dem Schönen blieb hinter der Herzklappe stecken. Selbst der überall vorhandene tote Winkel zeigte sich angetan, als die Kölbl-Gaststube zur Basilika wurde.

Locus iste a Deo factus est / Dieser Ort ist von Gott geschaffen / inaestimabile sacramentum / ein unschätzbares Geheimnis / irreprehensibilis est / kein Fehl ist an ihm.

Liebe Grüße und alles Gute für den weiteren Sommer!

Anmerkung: *Gänsehaut


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach der Musikwoche in Johnsbach im Gesäuse, 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.