Die Jodler der eigenen Blutgruppe angleichen

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Liebe Spurenzieherinnen und Spurenzieher! Liebe zertifizierte Jodlerinnen und Jodler!

Es war erstaunlich, mit welcher Vehemenz sich die Harscheisen ins Gelände graviert haben. Schritt für Schritt dem blauen Himmel zu im Aufwind begleitet von den Bergdohlen. Und ebenso erstaunlich war Eure zugespitzte Kehre, fein geübt und in den Hang gestellt, wie Ihr Euch mit einer frechen Sicherheit auf die Haftung der Felle verlassen habt.

Der Zuckerüberguss der Alpen

Wenn die Mitteilsamkeit nachgelassen hat und alle ruhig geworden sind, dann war nur das schleppende Schlürfen der Schier zu hören, die unrhythmisch peitschende Stockeinsatz und – na ja, auch ein paar Seufzer waren dabei: Tief aus der Lunge geholt und zwischen den Zähnen zischend freigegeben, zumal auch aus der Seele entweichend. Und die prächtige Kulisse verführte dann und wann zum Anhalten, um die gleißenden Bergspitzen aus der Nähe zu betrachten und dem Zuckerüberguss der Alpen bis zum Horizont zu folgen.

Griffsicher und herzhaft

Ja, das war unvergesslich schön und dazu Ihr alle, die Ihr Euch an die Gruppe herangetastet habt. Jeder auf seine Weise und doch so griffsicher und herzhaft. Habt Dank dafür, für Eure Zuneigung, für alle die kleinen und großen Beiträge zur Lustbarkeit. Für Eure Neugierde und Begehrlichkeit, endlich ins Land der Jodler einzureisen zu dürfen.

Veitstänze der Emotion

Es war aber ebenso erstaunlich, wie Ihr Euch an den Tönen gelabt habt, aufgesogen und immer wieder heraus gegurgelt. Wie Ihr zumal den Text verdreht und die Töne verschluckt habt und dennoch nicht aufgegeben habt, den Spagat zwischen Opus 1, Opus 2 und Opus 3 zu schaffen. Nein, sie haben Euch nicht losegelassen die Draehos und Joejoejoejoehos im Gleichklang der Zweistimmigkeit, mitunter im eigenen Stimmapparat nach dem Halteseil suchend bis hin zu den Veitstänzen der Emotionen. Genüsslich war auch Eure Interpretation des Jauchzers, heraus gestülpt aus Eurem Inneren, reinigend von allen Unbilden die uns in den Niederungen des Alltags zusetzen. Eure Jauchzer waren ein wunderbares Zeichen der Abgehobenheit – in seinem besten Wortsinn.

Schitourenwelt und Jodeluniversum

Eine schöne Paarung ist es gewesen, die der Schitourenwelt mit jener des Jodeluniversums. Bei beiden geht es um Gipfeln, um Almhütten und um den Wegerand, wo wir aus dem Rucksack tafeln, der für diese kurze Rast die Welt bedeutet. Schön, mit wie wenig Ballast wir die viele Höhenmeter ziehen konnten und schön, welche Vielfalt an Melodien wir geformt haben, parallel und gegeneinander, zwei- und dreistimmig und den ganzen Körper erbeben lassend, am höchsten Grat wohl auf da Schneid und dann übers Kar die Rinne hinunter und am nächsten Sattel noch verweilend, um die Unendlichkeit zu erahnen.

Lust auf eine baldige Wiederholung

Und jetzt seid Ihr an der Reihe, vielleicht einen oder zwei der Jodler für Euch einzufangen, sie ganz einzuverleiben, sie der Blutgruppe anzugleichen und dem Stoffwechsel unterzuordnen. Wer jetzt Lust bekommen hat, soll sie – die Lust – pflegen und recht bald einmal wieder zu einem der Kurse kommen. Der Fortschritt wird sich unweigerlich einstellen, so wahr ich hier sitze und diesen Brief stehend freihändig schreibe.

Euch allen in Nah und Fern, am Arbeitsplatz oder im Ruhestand, in Amt und Würden oder in der Ordination, in der Kanzlei oder bei der Umschulung, im Wald und auf der Heide oder im Liegestuhl wünschen wir eine schöne Zeit.


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Schitouren-Jodelkurs in Hohentauern, 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.