Kirtag ist, wenn…

Warum Riesenschaumrollen und Seifenblasen nicht genügen.

Wann ist für mich Kirtag, nämlich mit Haut und Haar? Um der Frage nachzugehen, bedarf es der strukturierten Erinnerung. Der Termin ist ein vorgegebener, denn meist ist es der Pfarrpatron, der an seinem Jahrestag mit einem Hochamt gefeiert wird. Daran den Frühschoppen beim Wirt anzufügen, entspricht dem Erfahrungswert der letzten Jahrzehnte ebenso wie der kleine Abstecher zum Lebzelter zu Ritual gehört. Dem Einkauf der süßen Nascherei folgt ein kleiner Umtrunk, denn der Met des Lebzelters ist einer der besten weit und breit. Dann aber auf ins Getümmel, denn das Schlendern durch die engen Gassen, vorbei an den bunten Kirtagstandln, ist das Abtasten in der Dorfgemeinschaft. Griaß di, Herr Pfarrer, servas Karl, Küss die Hand Frau Bürgermeisterin…

Süßigkeiten, Saupech und Stoppelrevolver

An den Verkaufsständen werden allerlei Waren feilgeboten. Früher einmal waren es eher praktische Dinge wie Kochtöpfe, Fleischhaken und das Saupech die man auf den Bauernhöfen benötigte, heute dominieren Spielzeug und Tuchwaren aus dem Orient. Damals wie heute gleichgeblieben ist das große Angebot an Süßigkeiten. Die reich verzierten Lebzeltherzen und die Zuckerwatte, die süßen Mandeln und die Schaumrollen. Gleich daneben aber entdecke ich ein Mitbringsl für meine Enkelkinder: Ich erstehe ein Paar Maultrommeln und einen Taschenfeitel.

Das bunte Bild ist eines von uns selber

Kirtag ist, wenn die Musi spielt und der Tanzboden kracht. Ganz hinten beim Feuerwehrplatz haben sie schon angespielt, den tiefen Bass habe ich schon eine ganze Weile gehört. Richtig Kirtag ist aber nur, wenn zu so einem Tag das bessere Gwand angezogen und ausgeführt wird. Ich bin da habe zu diesem Anlass gerne einen Hut auf, den mit der schmalen Krempe, dazu meinen Steirer mit den extra gefertigten langen Innentaschen. Da steckt eine Packung der feinen Virginia-Zöpfe. Und ich schätze es, wenn meine Frau im Dirndl mitgeht. Das ist einfach ein fesches Bild und hebt den Festtag in eine fühl- und sichtbare Ebene. Im Dirndl zum Kirtag gehen… da fliegen einem die Lebzeltherzen zu…

… und auch die Gstanzln fallen einem ein!

Mei Bua is a vaflixta Schütz,
Jåhr und Tåg valiabt in sei Büx,
schiaßt ma stått an wilden Håsen
beim Kirtag bloß a rote Rosen.

Am Schiaßstånd, dås derfst net vagessen
liabe Rosi, då derfst mi går net stessn!
„Triff mei Bua“, so tuat sie bitten,
„die Scheibn håårgenau, wohl in da Mittn“.

Vom Lebzeltståd a großes Herzerl,
an Tåpscher auf mei kloanes Scherzerl
Spangerl, Kracherl, Seifenblås`n,
am Schiaßstånd dånn a rote Ros`n…

Muatta, låss mi do zan Kirta gehn,
beim Kirta is hålt sakrisch schen,
und håst Erholung rund um d`Uhr,
weil i den gånzn Tåg net sempan tua.

A Lebzelt mit Sprücherl,
im Håår a neigs Tücherl
und a Ketterl fürn Håls –
Bua, is denn des ålls?

Beim Wirt a gröst`s Niandl
zan tånzen a resch´s Diandl
und Zuckerstangerl vom Kråmer –
Kirtagzeit håm ma.

Dös is ma a weng zweng:
Du tånzt ållweil går so eng,
und wås måchst mit Deine Füaßn?
I werd mei Schürzn begln müassn.

Mei Muatta håt gsågt
und håt gschmunzlt dazua:
Solång Du tuast tånzn,
is a net gfährli da Bua.

Heut is Kirtag in St. Hemma,
ziag ån dei Diandl und dånn gemma,
denn für Di mei liabe Lena
triff i am Schiaßstånd heut an Zehna.

Beim Hirschenwirt fliagn d`Sessel raus,
då raffns heut – des is a Graus,
die Rettungsleut scho wårtn tan,
bis ålle Schädln einghaut san.

Mitn Sepp geh i zum Tånz,
a Busserl kriagat i vom Frånz,
hoam geh i mit`n åltn Veit,
des nenn i Vielseitigkeit.

Die Buama tan plattln
und spechtln auf d`Madln.
Då stengan`s am Eck
und schaun keck weg.

Beim Kirtåg spielt die Musi,
und i bin d`Ebenwirt Susi
und suachat an feschn Månn
der mi beim Tånzen umdrahn kånn.

Da Pfårrer båld hoamzua geht,
weil er sonst gach no tånzn tät,
des passt net für`n zölibatären Månn
derentwegn fångt er dås Gspülwerk går net ån.

Du mit Deine Bandla,
mir tånzn jetzt an Landa
und juchazn dazua,
Du bist mei Diandl – i bin Dei Bua.

Die Buam tan gern mächtig påschen
die Mentscha åber tan gern nåschn
vom Stangl mit der Zuckerwatte,
nåcha trinken`s Caffee latte.

Da Lenz und sei Freund da Wålter
brauchen båld an Lacklhålter,
weil sie nåch åcht Måß hellem Hopfen,
wåckeln tan, die ålten Zåpfn.


Gwandhaus-Journal, Salzburg, Nr. 17/ 2013; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.