Maiandacht beim Sprinzelhofer-Wegkreuz

Was wir hier heroben, geborgen zwischen Himmel und Erde deutlich verspüren ist die Abgehobenheit. Nun ist das Wort ja anders besetzt und steht meist für Hochnäsigkeit, zuweilen auch für einen über die Verhältnisse gelebten Lebensstil.

Die schönere Abgehobenheit

Ich meine aber die schöne Abgehobenheit, die uns befällt, wenn wir den Alltag hinter uns lassen und aus den Niederungen der Betriebsamkeit bergwärts ziehen. Abgehobenheit als etwas, was uns allen gut tut und mitunter heilsam ist. Die Friedlichkeit dieses Ortes können wir deshalb so intensiv erleben, weil sich unser Blickwinkel vergrößert, weil wir den Verkehrslärm zurücklassen und einfach dem Himmel näher sind als anderswo. Und: Weil dieses Wegkreuz zum Innehalten einlädt und Erinnerungen wachruft.

Diese Verklärtheit darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier seit jeher um einen Ort der harten Arbeit handelte. Es sind etwa 14 Ha Wald- und Wiesenfläche, die hier bewirtschaftet werden. Und das seit vielen Generationen.

Generationen kamen und gingen

Erwähnt wird dieses Anwesen, welches zwischen dem Stübing- und Übelbachtal liegt, das erste Mal im Jahre 1721. In den Urkunden wird Peter Prejdler genannt und ihm folgen im menschlichen Kommen und Gehen weitere 12 Besitzer mit ihren Familien. Rücken wir aber die jetzigen Besitzer in den Vordergrund, dann gehören Jakob und Maria Preidler genannt, die von 1942 bis 1957 diesen Hof bewirtschafteten. Sie waren ohne Hoferben geblieben und zuletzt hoch betagt, als ihnen ein helfender Engel begegnete: Die jetzige Altbäurin Christine Wiedner – so nannte sie sich mit Mädchennamen – betreute die alten Leute ab dem Jahre 1951. Aus Dankbarkeit für diese Hilfe im mühsamen Alter, bekam Christine das Anwesen im Jahre 1957 überschrieben.

Wo aber kam die tüchtige Christine her? Sie wurde in Stiwoll in die Familie Wiedner hineingeboren und war eines der 7 Kinder ihrer Eltern. Der Vater war Eisenbahner und die Mutter bei den Kindern daheim. Die Familie Wiedner kam dann im Jahre 1942 auf den Himberg vulgo Schattenbauer. Christine lernte ihren späteren Mann am Palmsonntag des Jahres 1959 kennen und heiratete den Auserwählten noch im selben Jahr, nämlich am 13. Juni. Ihr Mann, Georg Palzer kam aus dem Kleintal, seine Eltern führten dort den Bauernhof vulgo Trutschmann. Georg hatte 5 Geschwister.

Anstatt Stillstand: Schaffenskraft und Ausdauer

Ja, und dann haben die beiden den Hof weiter bewirtschaftet und über die Jahre hinweg neu aufgebaut und modernisiert. Die beiden waren von 1959 – 1995 die Besitzer und bekamen vier Kinder, drei Mädchen und einen Buben, Peter, der inzwischen der Hoferbe geworden ist. Der neue Stall hier unten ist das jüngste sichtbare Werk seiner Schaffenskraft.

Das Marterl zum Heiligen Georg

Dieses Marterl hat die Familie geplant und errichtet. Und dann ist der Altbauer Georg plötzlich verstorben. Es ist zu allererst als Ausdruck einer tiefen Dankbarkeit entstanden und inzwischen dem Gedenken an den Gatten und Vater Georg gewidmet. Dieses Stück Land hat den Menschen vor ihnen und nunmehr ihnen selbst die Grundlage für das Leben gegeben. Zu keiner Zeit herrschte hier Stillstand, der Hof war seit seiner ersten urkundlichen Nennung immer in Betrieb.

Das ist ein wahrer Segen, meinen die Sprinzlhofers, die trotz der steilen Hanglage, der Abgeschiedenheit und der Ausgesetztheit durch Wind und Wetter mit keinem anderen Stück Land tauschen würden. Zuguterletzt aber ist dieses Marterl eine bleibende Erinnerung an den Altbauern Georg, dessen Schritte ihn ungezählte Male hier vorbei geführt haben – um den Wald zu hegen und zu pflegen.

Ja, der Wald war seine ganze Leidenschaft und deshalb mögen die hohen Bäume da drüben mit ihrem unentwegten Rauschen die Begleitmusik für diese Gedenkstätte sein.


Wortmeldung anlässlich Einweihung der Gedenkstätte der Familie Palzer vulgo Sprinzelhofer am Himberg, Maiandacht 5/ 2013
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