Ein Ehrenwalzer für Frau Maria Neubauer

aus Anlass ihres Ruhestandes und langjährigen Präsidentschaft des Berufsverbandes „Biomedizinische Analytikerinnen“

Es ist g`hupft wie g`sprungen ob ich Ihnen das Musikstück vor oder nach der Darbietung kommentiere. Vorher wächst die Erwartungshaltung ins Unverschämte und nachher könnte es sein, dass Sie anderes empfunden haben als ich dem Musikstück zugrunde legen will. Also jetzt gleich:

Der Walzer trägt den Titel

Mariehre Walzer

Wir wenden uns drei Begiffen zu : Maria   / Ehre /   Walzer

MARIA

Ich beginne mit der Maria, einem vorwiegend weiblichen Vornamen, der aber auch gerne dem Männlichen zugeteilt wird, siehe Klaus Maria Brandauer, Rainer Maria Rilke und Carl Maria von Weber. Zur Herkunft des Namens, gebe ich ebenfalls gerne Auskunft:

Er stammt dem hebräischen Mirjam, dem Namen der Prophetin und Schwester des Moses im Alten Testament. Im Griechischen findet sich die Zwischenform Mariam wobei Maria eine lateinische Namensabwandlung ist. Aufgrund der Heiligenverehrung Marias, der Mutter von Jesus Christus, als „Mutter Gottes“, galt die Verwendung als Personenname Jahrhunderte lang in christlichen Gebieten als Profanierung und wurde gemieden. Erst ab dem 16. Jahrhundert fand der Name als weiblicher Vorname verbreitete Verwendung. Wie wir sehen – bis in unsere Tage. Nun zur Bedeutung:

Neben der Herleitung vom hebräischen Stamm MRA, das bedeutet „mästen“ „Mastvieh, -kälber“, Maria würde damit Wohlgenährte“ bedeuten, ist auch die Verbindung zum ägyptischen mry, geliebt denkbar.

Die Varianten sind vielfältig: Maaike, Madonna, Maija, Maika, Mareike, Miriam bis zu unsgeläufigen Marietta, Mariechen, Mitzi und Mirl.

Die insgesamt über 60 Abwandlungen von Maria berechtigen mich, die neue Kombination von Ehre und Maria, nämlich das Wort Mariehre hier und heute offiziell einzuführen. Womit wir bei der Ehre sind:

EHRE

Ehre bedeutet in etwa Achtungswürdigkeit einer Person), sie kann jemandem als Mitglied eines Kollektivs zuerkannt werden (Ehre des Weibes, des Edelmannes, des Handwerkers etc.), sie kann aber auch durch eine Ordensverleihung zugesprochen werden. Jemanden ehren bedeutet, ihm eine neue Ehre zuzuerkennen.

Das Gegenteil der Ehre ist die Schande. In der westlichen Welt ist hiermit oft der Verlust der Ehre oder in milderer Form eine persönliche Blamage gemeint.

Apropos Blamage: Während im Duden Ehrenamt, Ehrengrab, Ehrenmord, Ehrverlust, Ehrenwort, Ehrenzeichen zu finden sind, hat der uns allen bekannte Ehrenwalzer noch nicht den längst fälligen Einzug gehalten. Wenn Schande, dann ist dies eine solche. Sie werden mir zustimmen! Wir kommen zum

WALZER

und dabei spezielle zum Ehrenwalzer für Frau Maria Neubauer. Streng musikwissenschaftlich betrachtet, handelt es sich um einen Walzer im Dreivierteltakt. (Es gibt ja auch 2 Herzen im Dreivierteltakt.) Der erste, sehr fröhliche und grifftechnisch eigentlich simpel angelegte Teil wurde knapp neun Jahre nach der letzten Jahrhundertwende komponiert. Die beiden anderen Teile 10 Minuten später hinzugefügt.

Wie immer, geben und zeitgenössische Komponisten Rätsel auf und so ist es bis dato nicht erklärbar, warum im 2. Teil eifrig getrillert wird. Sind Vogelstimmen oder das Geräusch einer Nervensäge gemeint – die Expertisen gehen hier weit auseinander.

Im Trio triumphieren aufgestaute Gemütsregungen. Die getragenen lang angehaltenen Geigenstriche stehen für Liegestühle, Hängematten, frisches Hügelland oder für einen im Projektor stecken gebliebenen Sonnenuntergang.

Was diesen Walzer – den Mariehrewalzer – auszeichnet, ist aber ein, mehrere Deutungen zulassender, Halbton-schrittweiser Abgang aus einer vorerst sehr klar strukturierten Melodie. Nachdem aufsteigende Melodien stets himmelwärts strebend für Euphorie, Frohlocken und Jubel stehen, stehen abwärts stürzende Tonfolgen demnach für Sturz in die Krise, Entwertung des Geldes, Plünderung der Kasse, Fristlose Kündigung, Enttäuschte Liebe, Sich leerende Badewannen, Leck im Weinfass, Sturz über die Stiege, Bergunfall etc.

Der Mariehrewalzer macht hier eine Ausnahme: Dieser melodiöse Abstieg bedeutet den Gang in den Keller um zu Ehren der Frau Maria Neubauer noch einen Kelch des besten Tropfens zu holen. Ein Hoch der zu ehrenden Frau Maria Neubauer!


Ansprache anlässlich Präsentation des Ehrenwalzers für Frau Maria Neubauer, Schloss St. Martin bei Graz, 10/2009; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.