Das Unverwechselbare in Sprache und Musik

Seit sich die Terminals der Flughäfen, die Auffahrtsrampen der Parkhäuser, die Empfangshallen der Hotels, die Fernsehprogramme in den Hotelsuite, die Souvenirs in den Altstadtläden und die Pflasterung der Fußgängerzonen nirgends mehr voneinander unterscheiden, sind wir – einmal auf Reisen – auf der Suche nach dem Unverwechselbaren.

Die Mundart als Kennmelodie

Dieses finden wir in jeder Metropole am alten Markt. Da liegen die regionalen Früchte, Fisch- und Wurstsorten, aber noch mehr finden wir die Originale hinter den Buden mit ihrer eigentümlichen Sprache die vom Land in die Stadt geschwemmt wird. Welche Entdeckung ist doch – auf der ganzen Welt – neben der jeweiligen Hochsprache – die Mundart als Kennmelodie der Provinz.

Womit wir bei der Musik wären, denn sie ist der klingende Dialekt. Hier lohnt es sich noch mehr, die Entdeckungsreise anzutreten, denn dort wo Musik noch mehr mit dem Lebens- und Jahrlauf, mit Gebrauch in Freud und Leid zu tun hat, unterscheidet sie sich grundsätzlich vom Musikmarkt mit seinem Bemühen, durch permanente Beschallung das Gefühl des all überall und ständigen Dabeiseins zu suggerieren. Musik als Lebensmittel dagegen, lebt auch von Enthaltsamkeit, von der Pause, die die Sehnsucht nach Klängen nährt.

Die Citoller Tanzgeiger

Sie sind eine Tanzmusikformation, die in ihrer Heimat (Weststeiermark) die Hochzeiten, Geburtstage und kleine ländliche Bälle bestreitet. Ihre besondere Qualität entspringt einer Begegnungswelt, die ihr Repertoire und ihre handwerkliche Einstellung zum Musizieren geprägt hat. Neben aller anderer Musik gab es in ihrem Leben die frühe Notwendigkeit selbst Hand anzulegen, zu singen und zum Instrument zu greifen. In ihrer Heimat spielen sie im Ablauf des Jahres eine dienende Rolle, in den Familien der Musikanten werden Rituale musikalisch begleitet. Dass sie mit den Nachbarn auf der Alm singen und jodeln können, ist der schönste Beweis für gelebte Musikkultur. Durch die vielen Begegnungen auf den Tanzböden erlebten sie auch ihre Lehrmeister, von denen sie nebst den Melodien auch den Umgang mit dem Publikum gelernt haben. Ihre Spezialität ist der Wechsel zwischen Streich- und Blasinstrumenten und die Ergänzung durch Vokaleinlagen. Die Lieder stellen die Verbindung zum Publikum her und laden zum Mitsingen ein. Und das alles ohne Notenvorlagen, denn diese wären bei der engen Verbindung zwischen der Musik und den tanzenden Füßen im Weg, wie man beim Versuch am Tanzboden es erleben wird…


Veranstaltung-Werbetext, Grazer Ärztekongress, 2008; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.