Tradition in Bewegung

Diese Bewegung teilt sich in eine sichtbare und in eine unsichtbare. Die erstgenannte kennen wir: Da wirbelnden Tänze, die bewegte Blasmusik, die schunkelnden Sänger und die schwingende Trachtenschürze. Die unsichtbare aber bewegt nicht im Augenblick sondern erst im Überblick. Wenn wir die Zeit bildlich ablaufen lassen, bemerken wir, wie sehr sich das scheinbar Beständige innerhalb weniger Jahrzehnte wandelt, wie sehr so manche Tradition verschwindet und dafür eine andere entsteht.

Kurzlebigkeit und Kurzsichtigkeit

Des Menschen Not liegt in seiner Kurzlebigkeit, sonst würde er diese Dynamik besser erkennen und verstehen. Vielleicht ist’s aber auch des Menschen Glück, denn die Kurzsichtigkeit ist gleichsam auch der Anlass, sich stärker zu verwurzeln, sich innerhalb der Lebensspanne einzubetten. In diesem Bette beginnt also die Freude an Gewohntem, das Verständnis für die Überlieferung und die Festigung der Rituale.

In manchem Menschen mehr und in manchem wieder weniger, steckt aber der Keim der Vision und der Hang, aus der Reihe zu tanzen. Diesem Balanceakt zwischen Beständigkeit und der Neugierde auf Neues, verdanken wir eine ständige Runderneuerung unseres Planeten, eine immer wieder kehrende Neuauflage unseres Ichs.

Innovation braucht kein Kraftakt zu sein

Der nächste Vierzeiler beschreibt Beispiele außergewöhnlicher Wege von Tradition und bietet damit Einblick in einen dynamischen Prozess. Wer ein hohes Maß an Innovation kennen lernen möchte, wird sie im Bereich der traditionellen Kulturäußerungen zur Genüge finden.


Für die Mitarbeiter und Autoren der Zeitschrift „Der Vierzeiler“ wurde für jede Ausgabe ein Exposee erstellt, dem vorgelegten Thema einen Rahmen zu geben. Der Vierzeiler, Nr. 1/ Jahrgang 2006; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.