Von Spiritualität und Lebensgenuss

Mariazeller Adventliederbuch

Wenn der Winter ins Mariazeller Land zieht,  sind die Passübergänge wie frische Polsterbezüge, die einladen, sich alte Träume zu verwirklichen.

Alljährlich folgen tausende Menschen auf der Suche nach Spiritualität und Lebensgenuss dem Ruf einer unverwechselbaren Landschaft. Wer hier aber wohnt, kennt die Härten der Natur, die Abgeschiedenheit formt den Menschen.

Die Wege sind beschwerlicher und das Heimkommen dauert oft länger. Eingebettet in Wälder und Täler – beschützt von der Mutter Gottes und seit geraumer Zeit mit den Braunbären auf Du und Du – entwickeln die Bewohner dieses Landstriches eine sympathische Gelassenheit und einen eigenen Humor. Sie werden selber Teil der Landschaft und empfinden wohl auch eine tiefere Sehnsucht nach dem Frühling.

Ein anderer Lebensrhythmus

Wer dort nicht daheim ist, empfindet die Ruhe und Idylle als Privileg und sie ziehen ihn immer wieder in den Bann. Er neigt aber auch dazu, die Unbilden zu verklären, denn für den Besucher ist Mariazell geistlicher Mittelpunkt, Lebzeltduft und Naturschauspiel zugleich. Und so kommt es, dass man für das Mariazellerland den etwas längeren Puls braucht. Wer sich zu wenig Zeit nimmt, der kommt  nicht wirklich in Mariazell an. Daher: Mariazell ist auch der Eintritt in einen anderen Lebensrhythmus.In dieser Region erzählt man sich nach wie vor die Geschichten des Adels, von Erzherzog Johanns Brandhof bis zum Wittelsbacher Herzog Albrecht und dessen Jagdhaus in Weichselboden. Und überhaupt: Forst und Jagd sind Themenführer, wenngleich die Basilika und deren Wallfahrtsereignisse – mit einfachen und prominenten Pilgern – deutlich darüber stehen. Das Land birgt aber noch viele andere Besonderheiten der brauchtümlichen, handwerklichen und musikalischen Art. Wenige wissen ja, dass die Narzissenfeste hier ihren Ursprung haben und dass man hier mit dem Nikolo-Schifferlsetzen einen einzigartigen Brauch pflegt. Ganz abgesehen von den Naturschönheiten: schroffe Felsen, Wasserläufe und Wälder.

Die schönsten Melodien und Texte/ Kostbarkeiten und Köstlichkeiten

In den kleinen Ortschaften und entlegenen Siedlungen haben sich durch Überlieferung zahlreiche Lieder erhalten und das gilt auch für die weihnachtlichen Gesänge. Ja, der Volksfrömmigkeit rund um den Weihnachtsfestkreis verdanken wir überhaupt die schönsten Melodien auf Erden. Die alten Texte erzählen die Geschichte rund um die Geburt Christi in vielen Varianten und wir sind immer wieder erstaunt über den eigentümlichen Wortschatz und die reiche Poesie.

Dieses Buch ist dem Mariazeller Land mit seinem bedeutenden Wallfahrtsort gewidmet. Es beinhaltet eine Vielfalt an Gesängen, von den allgemein bekannten Weihnachtsliedern bis zu den regional bezogenen Liedern, Instrumentalweisen, Rezepten, hiesigen Bräuchen und Geschichten. Wir möchten es den Bewohnern des Mariazellerlandes ebenso wie den vielen Besuchern des „Mariazeller Advent“ ans Herz legen. Ein kleines Liederbuch könnte Tür und Tor öffnen für die Wiedergeburt des eigenen Singens in der Adventzeit – einfach so, für die hausgemachte Andacht.


Vorwort im Mariazeller Advent Liederbuch, 2005; Mitautor: Hans Martschin, Mariazell; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.