Wie das Leben so spielt…

Als wir den Weingarten hinauf wanderten, begleitete uns das rhythmische Klopfen des Klapotetz und – ein paar Fetzen Harmonikaklang wischten um die Ohren. Da waren wir auch schon: Ein paar Bänke standen vor dem Haus, den letzten Sonnenstrahlen zugewandt, verbrachten die Besucher hier die schönen Stunden bei einem Glas Wein.

Der Durst und der Wissensdurst

Der Harmonikaspieler aber, hatte sein Instrument gerade abgesetzt, stützte sich auf die Tischkante und wandte sich seinem Gegenüber zu. Da gibt’s viel zu erzählen, woher man komme und wohin man gehöre, warum man heute in der Südsteiermark verweilt, welchem Berufe man nachgehe, ob man jene oder jenen aus demselben Ort wohl kenne und ob denn der Welschriesling heuer besser gelungen sei als im Vorjahr? Es gibt nicht immer klare Antworten auf all die Fragen, mitunter wird man an der Nase herumgeführt – zur Belustigung aller. Es wird gekichert und gelacht und zwar aus vollem Herzen.

Idylle muss also kein Traum bleiben

Den wirklichen Sternstunden muss man sich aber auch tatsächlich zuwenden, so wie eben gerade den warmen Sonnenstrahlen. Ohne Mühe ist der Wein nicht so gut wie er eben ist. Und ohne Bereitschaft kann Musik, Gesang und Gastlichkeit nicht zusammenfließen mit dem Horizont, können die schönen Augenblicke auch nicht um so viel verlängert werden.

Nun hat er doch tatsächlich die Harmonika wieder umgehängt, das Höllerhansl-Lied auf den Lippen, die Augen dem charmanten Gegenüber zugewandt. Das Lied vom Wunderdoktor erzählt er mit solch eindrucksvollem Gehabe, als hätte er die legendäre Gestalt höchstpersönlich gekannt. Längst haben andere den Ton aufgegriffen, trällern mit, schwimmen fortan im gleichen Tongefüge und in Erinnerungen.

Die Lust selber zu singen…

Selten habe ich so viel Harmonie auf einmal zu spüren bekommen und solche Lust zum Mitsingen. Bis spät in die Nacht hinein dauerte das Singen am Weinberg mit den Hausleuten und allen Gästen, dafür aber ohne Bühne und ohne technisches Schnickschnack. Kultur ist es, die schönen Augenblicke zum Standard zu erheben.


Beitrag für eine Gemeindezeitung, 2001; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.