Die Harfe – ist einen Saitensprung wert

Es lohnt sich also! Der „Vierzeiler“ liegt in diesem Augenblick auch vor vielen neu gewonnenen Freunden. Sie sind in den letzten Wochen – im Zuge eines regelrechten Massenbeitritts – Mitglied des Steirischen Volksliedwerkes geworden.Aus welchen Gründen auch immer, Sie haben sich dazu entschlossen und wir können Ihnen versichern: Sie sind in guter Gesellschaft und wir begrüßen Sie im Leserkreis herzlich. Sie alle aber, unsere langjährigen und neuen Mitglieder und Bezieher sind für uns die Herausforderung, denn über Traditionen mag man denken wie man will, man mag sie leben wie man will. Nur: Beschrieben sind sie alsbald vom „Es war einmal Virus befallen“, von Untergangsgedanken begleitet und oftmals werden sie als Reglement missverstanden.

Ein ganzes Jahrhundert der Klage

Volksmusik und überhaupt Brauchtum wird allzu gerne mit der Gedankenwelt des Alten, Gestrigen und mit der verblichenen Erinnerung verknüpft. Genügend lange wurden die entsprechende Sprache samt Bildern verbreitet: Urig und echt musste die Volksmusik sein. Ein Jahrhundert lang ist schon die Rede vom Untergang, vom Verlorengehen alter Werte. Seien wir ehrlich: Wir haben dafür eine ganz bestimmte Schublade in Bodennähe, weil das Regal in Augenhöhe für Aktuelles und Zukünftiges reserviert ist.

Von der Lebendigkeit des Rückständigen

Nicht so in unserer Vierzeiler-Redaktion. Es gibt auch andere Blickwinkel und Inhalte, auf die man ein Auge werfen und die man verbreiten kann. Etwa die Bilder von Menschen, die ihr Leben mit Musik anreichern, deren Melodien Jahrzehnte zum regionalen Inventar gehören. Von Liedern, die uns erheitern, belehren oder an ferne Welten erinnern. Wer vermutet hinter dem vielfach besetzten Wort „Volksmusik“ eine derartige Lebendigkeit in Spielarten und Gebrauch? Freilich, Sie selbst haben des Öfteren das Gefühl, dass es mit der Volksmusik bergab gehe, weil Sie nur bescheidene Ansätze sehen und hören. Das sind die Eindrücke aus Ihrer näheren Umgebung. Sie sind Ihnen zugängig, wie anderen Menschen wiederum andere Ereignisse näher sind. Laustärke und Medienpräsenz sind nicht unbedingt die wichtigen Zeichen von Kultur und in ihrer inzwischen auch marktgerechten Verpackung ist Volksmusik nicht unbedingt jene Musik, die uns selber zum Klingen bringen kann.

Wieder aufspieln beim Wirt!

Verzagen Sie nicht: Uns sind so viele Aktivitäten bekannt, von den Tanzböden beginnend bis hin zum Neujahrspiel und zum Singen bei kirchlichen Anlässen. Es wird viel gesungen und gefeiert, und neuerdings sind die Dorffeste ein Ort der nachbarlichen Begegnung. Unser Schlachtruf „Wieder aufspiel’n beim Wirt“ wurde einst erfunden, um die freie Unterhaltung in den Gasthöfen anzukurbeln. Heute ist’s vielfach schon Brauch geworden. Sie werden es schon gemerkt haben: Es geht uns nicht um ein paar Stars, die unsere Volksmusik hochhalten. Es gehören viele dazu, um der regionalen Musikkultur Lebendigkeit zu verleihen, – auch Sie.

Vorschriften, nein danke!

Nicht auf irgendwelche Nationalinstrumente, nicht auf irgendwelche regionale Pflichtlieder oder Tanzvorschriften kommt es an. Ihre Zuwendung und Ihre Gestaltungskraft hat Gewicht. Und wir liefern Ihnen die Texte, Melodien und Hintergründe. Diesmal in Form eines Ausfluges in die Harfenwelt. Wir alle kennen dieses schöne Instrument, kaum jemand aber seine faszinierende Geschichte. Lesen Sie über die Entstehung, die Bauweise, bewährte Harfenisten und die Harfe im Himmel.

Die himmlische Harfe und ihr irdischer Auftrag

Was die bevorstehende Weihnachtszeit betrifft, bitten wir um eine Prise Nachdenklichkeit, wiewohl uns schon klar ist, dass die Leier vom Konsumrausch und vom ausufernden Klingelingeling bereits Tradition hat. Und weil uns zu Weihnachten das Himmlische leichter vorstellbar ist, lassen wir eine Weihnachtsfeier-Satire auf Sie einwirken: Es ist ziemlich sinnlos, von früher, von besseren Weihnachten zu schwärmen, nämlich von damals, als es uns noch schlecht ging…


Der Vierzeiler, Leitartikel Zum Titelbild und Thema, 17. Jahrgang, 4/ 1997; Sätze und Gegensätze, Band 10/ 1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.