Buch und CD: Weihnachtszeit in der Familie

Meist haben die Menschen eine ganz genaue Vorstellung davon: Weihnachtsliedersingen in der Familie müsse eine durch und durch friedliche Sache sein, eine Sternstunde der begabten Kleinen, ein Adventabend mit besonderem Zauber – wie er im Bilderbuche steht.

Die Wirklichkeit ist anders, denn die Adventzeit ist nicht von vornherein geballte Besinnlichkeit. Ohne Mühe gibt es keine Musik, ohne Geduld und Ausdauer keine schönen Augenblicke. Die kommen nämlich nicht auf Knopfdruck, sie bedürfen der Inszenierung, besser: der behutsamen Anbahnung. Jedwede Bereitschaft aber zum Vorlesen, zum Singen und Zusammenrücken ist ein Schritt in Richtung Weihnachten. Der Streit um den allerletzten Bratapfel, die umgefallene Kerze und die angenagte Flöte – das ist eben die Begleitmusik jeder Familienmusik.

Sondersituation Familie

Wer jemals Gelegenheit hatte, mit Kindern Weihnachtslieder zu singen, dem wird auch aufgefallen sein, dass es in der Fülle der Weihnachts – CD – Produktionen keine Ausgabe gibt, die nur annähernd jene Klänge wiedergibt, die im Familienkreis entstehen. Ist der Originalklang musizierender, singender Kinder und deren Eltern dem Hörgenuss abträglich?

Singen als Hausmannskost

Ein Versuch ist es wert, dachten sich die beiden Familien und nahmen sich vor, dieses Beispiel lustvoller musikalischer Vorweihnachts-Wirklichkeit als CD herauszubringen, die Lieder und Texte zum Nachmachen gleich in Buchform mitzuliefern. Vielleicht bekommen andere Familien Lust, ihre Instrumente wieder zu verwenden, das Singen wieder zur Hausmannskost zu machen? Das Buch bietet viele Anregungen, die Tonbeispiele animieren zum Mitmachen. Da genügt es, wenn der CD-Player beim Spielen mit den Bausteinen einfach mitläuft, denn Kinder lernen vor allem durch die Wiederholung. Wenn sie noch dazu das Gefühl haben auf einer Stufe mit den Interpreten zu stehen, ist es umso wirkungsvoller. Deshalb singen hier Kinder für Kinder…

Mit diesem Buch – samt Tonproduktion – festigt das Steirische Volksliedwerk aber auch sein deutliches Bekenntnis zur tönenden Wirklichkeit, zum Singen „wie uns der Schnabel gewachsen ist“. Das wird in Zeiten der Klangoptimierung zwar verwundern, mag die vielen Weihnachtslieder-Tonträger im Konzertton beinahe in Frage stellen. Dem eigentlichen Sinn von Singen in der Familie kommen wir damit aber um einiges näher, denn Weihnachtslieder sind ja ein Teil des alljährlich wiederkehrenden Rituals, dienen zuallererst der eigenen Festabfolge. Dieses Handanlegen, das Einbeziehen der ganzen Familie -mit all ihren musikalischen Stärken und Schwächen -, macht Weihnachten aus.

Die beiden Familien und der Herausgeber, sie alle hoffen, dass diese Botschaft vom Glück der selbstgemachten Weihnachtsmusik in anderen Familien gerne angenommen wird.


Vorwort zur gleichnamigen Publikation, 2001; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.