Zitate zum Thema Jodeln und Singen

Warum zum Jodelkurs?

Da wird der eigene Korpus zum Instrument, der Puls zum Triangel und die Zehenspitzen zum Stimmschlüssel. Und das alles möglichst in freier Natur – so das Wetter mitspielt. HH

Begreifen der Landkarte

Niemand muss übrigens „O du mein Triestingtal“ schön empfinden, er soll aber des anderen Liedbesitz, des anderen musikalische Heimatbezogenheit, des anderen Lieblings­häferl mit dem Almrauschbild ebenso wie des anderen Garten­zwergenwelt akzeptieren. Heimatlieder sind auch klingende Fassbarkeit von Wohlbefinden, ein anderes Begreifen der Landkarte. HH

Die alten Sängerinnen und Sänger

Lust, Leid und Leidenschaft haben hier eine Zweckgemeinschaft mit den Akkorden und Melodien geschlossen. Musik erklingt hier in tausend Facetten, die Menschen und deren Schicksale, soziale Stellung, Unruhe und Melancholie widerspiegelnd. Und hier sollten wir einen Bogen spannen in die Jetztzeit: Vieles, was wir heute Musik nennen, ist so langweilig und gleichklingend geworden. Musik als Accessoire ist zum pflegeleichten Teppich verkommen. Geben und Nehmen, die schönsten Gesten der menschlichen Begegnung, werden automatisiert, Augen und Ohren sind dem fertigen Produkt zugewandt, und wir suhlen uns im Sog des medialen Durchbruchs. HH

Die mickrige Hemmschwelle überwinden

Gibt es noch Hindernisse? Etwa die Hemmschwelle mit ihren läppischen dreieinhalb Zentimetern oder die Vorstellung, man müsse das Jodeln im Blut haben? Nichts da, der Jodelkurs lässt Märchen links liegen, er ist dem Einstieg gewidmet, nimmt sich allen an, legt die Töne auf die Zunge, hilft beim Atmen und unterjubelt uns den Text mit spielerischer Leichtigkeit. HH

Volkslied als Bildersprache

Es ist fürwahr eine besondere Auszeichnung, wenn eine reiche Bildersprache, wie sie im Volkslied vorkommt, auch heute noch gebraucht wird. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir selbst im Gedankenspiel das Gestern, Heute und Morgen verbinden können. Es sind diese Spielregeln, die es uns ermöglichen, aus der Tatsache unserer Vergänglichkeit besondere musikalische Gestalt hervorzubringen. HH

Das lebensbegleitende Repertoire

Der menschliche Körper filtert aus einer Fülle von musikalischen Eindrücken das für ihn ganz individuell geltende Repertoire. Die Töne, die hier Bedeutung gewinnen, sind nicht bedeutende Werke, sind vielleicht nur für einen Menschen im rechten Augenblick wichtig. Volkslieder sind im wahrsten Sinne des Wortes Lebensmittel, die unserer Befindlichkeit Konturen verleihen. HH

Über das Reden und das Singen

Das Singen selbst ist die relativ späte Folge einer Reihe erfüllter Bedingungen dorthin. Geselligkeit begünstigt Gesprächigkeit, Wohlbefinden und damit die musikalische Eigenproduktivität. Zur Gesprächigkeit: Unsere Sprache ist nur das Werkzeug der Verständigung. Diese Verständigung aber ist wiederum Voraussetzung für das Singen. Singen unterliegt daher schwierigeren, besonderen Bedingungen und ist Offenlegung der persönlichen Verfassung. Den Unterschied zwischen Reden und Singen erkennen wir umso besser, seit wir über die getrennte Anordnung dieser beiden Künste in unserem Gehirn Bescheid wissen. Ja – sogar die beiden hörbaren Ergebnisse unterliegen verschiedenen Beurteilungskriterien. Für eine andere Meinung finden wir nämlich eine Entschuldigung – wir akzeptieren sie. Einen einzigen falsch gesungenen Ton empfinden wir schmerzlich.
HH

Wann singen alle mit?

Singen bedeutet auch eine besondere Öffnung, eine Verausgabung, ein sich von einer sehr sensiblen Seite her zeigen. Die Augenblicke innerlicher Regung sind auch die günstigsten für das Singen, denn auch jene Menschen, die sich nicht zu den musikalischen zählen, singen in diesen Augenblicken etwa „Ein Prosit der Gemütlichkeit …“, „Happy birthday to you …“, weil es gilt, einer besonderen Stimmung Ausdruck zu verleihen oder weil eben einem Jubilar gratuliert wird. HH

Jodler im Konzertsaal

Eigentlich können das alle Menschen, aber im Künstlerzimmer ist halt weniger Platz als im Konzertsaal. HH

Ernsthaft, was jodeln eigentlich ist…

Jodeln ist tönende Emotion, nicht Tongeplätscher und nicht zuallererst Musik. Jodlerklang ist akustische Bildgestaltung von Zuständen und Befindlichkeiten, die kraftvoll ausgestoßen nach außen dringen. Das Innenbild ist ein anderes: Da werden Kräfte frei, die Fäuste werden geballt, Krägen gebläht und Lungenflügel füllen sich. Es geht dabei an die Grenze der gerade noch anhaltbaren Schließmuskel. Dann bricht der emotionale Damm und gibt kraftvolle Töne frei. Der so produzierte Auswurf von Signalen, die eminent mit anderen Signalen auf Tuchfühlung gehen und sich im Wechselspiel zwischen Harmonie und Dissonanz aneinander reiben, ist das schönste, was je aus menschlichen Körperöffnungen ans Tageslicht gekommen ist. HH

Stammt die Welt vom Scheibenjodler ab?

Als das Jodeln erfunden wurde, wusste noch niemand, dass es jemals die Sprache geben wird. Das war damals, als kaum jemand glauben konnte, dass die Welt eine Kugel ist. Viel später, als die Sprache bunt, die Schrift kunterbunt und die Erde tatsächlich rund geworden, ließ man das Jodeln hinter sich und mit ihm die Erstsprache, die auch durch viel Gerede nicht ersetzt werden kann. HH

Jodeln ist ein elementares Ereignis

Wer jodelt, hat einen Bereich der Musikwelt betreten, der zum Doppelgenuss gereicht, denn Töne erzeugen und sie mit anderen verschmelzen zu lassen, ist ein elementares Ereignis. Das Jodeln als Herausforderung bis zur Erkenntnis: Warum habe ich mich erst so spät darauf eingelassen? HH

Lieder und Bilder

Lieder, die man einmal besitzt, sind wie Bilderbücher zum Nachschlagen. Sie sind nicht nur die Vermittler von Liedergeschichten. Nein, jedes einzelne Lied lässt sich nämlich mit Stimmungen vergangener Tage und den Wesenszügen jener Sänger verknüpfen, die uns einst begegnet sind. Das macht Singen erst aus, wenn Lieder auch einer Verlebendigung der inneren Bilder dienen. HH

Lieder als Lehrmittel

Lieder und ihre Geschichten, deren klare Poesie und treffenden Pointen sind also ein unerschöpflicher Quell an Gleichnissen, sind Lehrmittel für alle Fächer des Lebens. Wer sich Lieder aneignet, der hat ein Stück Wissen und die Weisheit der Vorfahren mit eingepackt. Wer selber ansingen kann und andere mit einstimmen lässt, verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart und fragt nicht lange, was Heimat bedeutet. Er weiß es längst. HH

Sich in den Text hinein versetzen

Nehmen Sie die Texte durchaus wörtlich, begeben Sie sich in die Zeit, werden Sie selbst zum Thurlhofer von der Sonnseitn, oder zum årmen Hålterbua, zur lustigen Sennerin oder zum fidelen Fuhrmann. Lieder laden ja auch ein, sich ihrer zu bemächtigen, auf dem Kutschbock Platz zu nehmen, in oan kloan Häuserl zu wohnen, am Ålmaspitz zu stehen oder einfach zu fragen, ob man der Frau Wirtin noch etwas schuldig ist. HH

Gesungener Lebenslexikon

Es ist eben nicht die schlechte Entlohnung, Not und Entbehrung, die nachhaltig in Texten und Melodien verewigt werden und in Erinnerung bleiben, sondern deren Bewältigung. Es sind die beglückenden Dinge, die als Kapital eingesammelt werden, der einstige Erwerb einer Harmonika unter sagenhaften Bedingungen, der Singsang an einem gemeinsamen Tisch, der die heutige Üppigkeit nie kennengelernt hat. Was sind das für schöne Eindrücke im Lebenslexikon! Es lässt sich Lebensqualität eben nicht mittels Sonderzuwendung aus dem Staatssäckel erreichen. Braucht das Wort Zuwendung also doch noch eine nähere Erklärung? HH

Zur allgegenwärtigen Textkritik

Wo sind die Richter die sich aufspielen? Sie werden kein Soldatenliederbuch mehr fertigen können und auch kein Schulliederbuch. Gereinigt, geglättet, entstaubt, zensuriert – wird es ein dünnes Heftl werden, Worthülsen und Beliebigkeit werden fröhliche Urständ feiern. So gesehen ist unser Thema aktueller denn je, Lieder sind ein Hort der Freiheit und der Übung mit der Freiheit. Vieles, was gesungen in Eintracht mit Melodie und Augenblick akzeptabel ist, lässt sich am runden Tisch besprochen, nur belächeln. HH

Nachahmung im Elternhaus: Singen

Auch Tischsitten sind nicht in der Schule zu lernen, sie sind ein Ergebnis aus dem erlebten Gegenüber. Trotz des vielfältigen Mitsingangebotes in den Chorgemeinschaften, des Einsatzes didaktischen Liedgutes und der großen Auswahl an neu erdachten Liedern, verweisen wir allzu gerne auf das Singen als Folge der Nachahmung im Elternhaus. HH

Ein bewährtes Hausmittel

Wer selbst so manches Mal kraftvoll die Stimme erhebt, sein Gegenüber zur Überstimme verführt und andere mitschwingen lässt im Gleichklang und im Spiel mit Worten und Tönen, den mag die Erkenntnis, dass seine klingende Emotion gesund ist, in seinem Tun bestärken. Wer sich in diesem Gedanken wieder findet, der hat Musik als Teil des Lebens und als unverzichtbares Hausmittel entdeckt. HH

Jodeln – das ist ein Stück Natur…

spürbare Archaik, die klingende Form zwischenmenschlicher Beziehung. HH

Jodeln als Fingerabdruck

Vorrangig beim Jodeln sind die individuelle Artikulation, das Einbringen der eigenen, unverwechselbaren Stimme und der augenblicklichen Emotion, die immer wieder zu einem neuen Klangbild führt. Bei so viel Freiheit und Zufälligkeit ist dennoch keine Spur von Beliebigkeit im Spiel, vielmehr aber die Verquickung von überlieferten Prinzipien der Stimmfunktionen mit dem ganz persönlichen Fingerabdruck des stimmlichen Vermögens. HH

Kleine Anleitung zum Leben

Wir sollten wieder auf einer Bank sitzen können, ohne rings herum die Gipfel filmen zu müssen. Wir sollten wieder Sport betreiben können, ohne überholen und gewinnen zu müssen. Wir sollten unsere Gärten gerne pflegen, ohne den Blumenschmuck-Wettbewerb im Hinterkopf zu haben, wir sollten schöne alte Bausubstanzen erhalten, uns drinnen ausbreiten, ohne daraus ein Museum machen zu müssen, wir sollten wieder Geschichten erzählen können, ohne sie zum Verleger tragen zu müssen und sollten wieder jodeln können, um über unsere eigene Sprache hinaus zu wachsen. Mehr nicht und das wär `s dann. HH

Ablehnung und Zuneigung

Aus diesen Gründen eben wird die Kunst des Jodelns da und dort strikt abgelehnt oder aber bewundernd einer außergewöhnlichen Begabung zugeschrieben, mit einem Hauch Geheimnis mystifiziert, was wiederum einen respektvollen Abstand entstehen lässt, der das Aussterben schon in sich birgt. Darin aber liegt wiederum auch der Keim versteckt, der den Wunsch nach dem Selberjodeln wach küsst. HH

Das Banale und Geniale

So gesehen stoßen wir mit dem Gstanzl und der Aufforderung, doch selber „sich den Reim darauf zu machen“ wieder einmal in jenen Bereich des Volksliedes vor, der die notwendi­gen Reglements dieser Dichtkunst mit der größtmöglichen Gestaltungsfrei­heit verbindet. Hier wohnen das Bana­le und Geniale Tür an Tür und feiern manchmal sogar Hochzeit. Welch schöne Welt des von uns gelenkten Zufalls und der uns gleichzeitig bewussten Vergänglichkeit. Es sind Augenblicke, die wir stundenlang hin­ausschieben sollten. HH

Jodlersilben als persönlicher Code

Wir selbst neigen ja auch zum Singsang im Gespräch. Wer denkt dabei nicht an irgendeine Nachbarin, die ihr „Mei, heit bist åber wieder amål gånz fesch beinånder….“ beinahe über eine Oktave aufträgt. Ja, aufträgt! Denn mit der Sprachmelodie kann zumal eine süße Üppigkeit verbunden sein, zumindest aber eine Nuance der ganz persönlichen Kennmelodie, einer unverwechselbaren Kennmelodie. Diese Unverwechselbarkeit wäre für mich der eigentlich Grund die Stimme erklingen zu lassen. So quasi: „Meine ist anders als die andere und die Deine hab`ich schon von Weitem erkannt.“ Eine Lanze für den akustischen Fingerabdruck also! Eine schöne Vorstellung in Zeiten der Kundenkarten, die Konten, Garagen und Clubs öffnen. Dein ganz persönliches Häi-ti-dra-hoe i ist also gefragt! Wenn das nicht beruhigend ist? HH

Darauf vergessen wir allzu gerne

Wir sind alle als Sängerinnen und Sänger geboren, für das Training sind wir allerdings selbst verantwortlich. Und wie wir dieses Training vernachlässigen, unser Vermögen ruhen lassen, bis es so verkommen ist, dass wir uns selber nicht mehr hören mögen! Resignierend treten wir das Singen an die anderen ab, zählen uns zum Heer der Unmusikalischen. Sie auch? HH

Singen ist Freiheit

In unseren Liedern erklingen ganz unverblümt Liebe, Sehnsucht, Kritik, Spott und Verehrung. Die Worte alleine würden wir nicht sprechen wollen. Es bleibt der Melodie vorbehalten, Inhalte in Gefühle zu übersetzen, sie für den Augenblick zu verpacken und gestalten. Dabei ist der Rückgriff in eine vergangene Welt und Zeit eine durchaus legitime Lust der Volksliedsänger. Die vielen Heimatlieder im Herz-Schmerz-Ton, sie entspringen der puren Freude am Rückholen des Unwiederbringlichen. HH

Sie waren in der Schule ein Brummer

Und Mutter meinte immer, sie alle, die ganze Familie sei nicht genug musikalisch? Vergessen Sie bitte, dass es auch in diesem Bereich Höchstleistungen gibt. Lernen Sie damit umgehen wie Ihre Mutter: Sie bewundert auch den 3-Hauben-Koch und greift trotzdem selber zum Kochlöffel. Nur Mut, lassen Sie Überlegungen zur Tonart beiseite, fragen Sie nicht, ob Ihre Stimme dem Sopran, Alt, Tenor oder Bass angehört. Diese Ignoranz ist schon ein Fortschritt! Seien Sie aber nicht ungeduldig: Singen sollte man nicht vom Zaun brechen, es bedarf einer Übereinstimmung, einiger Anlaufzeit. Ja, Singen beginnt immer erst, wenn wir uns alles gesagt haben. HH

Jodeln ist pure Emotion

Und es steckt darin ein Stück Urgeschichte der Menschheit. Im Gegensatz zur Chormusik, deren Endergebnis ein optimales Zusammenspiel eine größeren Anzahl menschlicher Stimmen im Gleichklang anstrebt, steht beim Jodeln jede einzelne Stimme als unvergleichliches Unikat im Vordergrund. Die Reduziertheit auf zwei oder drei Personen impliziert eine Eigenverantwortung, die zu hohen Niveau zwingt und auch inspiriert. Das Ergebnis kommt aus den Tiefen der lustvollen und emotionalen Notwendigkeit. Es ist Musik, die ihren Sitz im Leben hat. Jodeln wirft übrigens die gesamt Debatte um die Rettung des Volksliedes über den Haufen. Man braucht musiksinnige Gemeinschaft, keinen musikalischen Auftrag, sondern nur sich selber und die Besinnung auf die angeborenen musischen Fähigkeiten, die ein Stück Lebensqualität ausmachen. Im Jodeln liegt die ganze Kraft des Artikulierens, ohne wirklich etwas zu erzählen. Wer jodelt, sagt alles und zugleich nichts, er jubiliert in Höhen und Tiefen alsob es sich um eine ganz persönliches Geständnis handeln würde. Jodeln kann jede und jeder und damit sind die Jodelprinzessinnen entzaubert und auch jene, die meinen, man müsse das Jodeln unbedingt im Blut haben. HH

Für den Augenblick er- und verklungen

Der Jodler ist eine besonders eindrucksvolle und in seiner ursprünglichen Form archaische Musik. Er fasziniert den Akteur ebenso wie den Zuhörer ob seiner ungezählten Interpretationsmöglichkeiten und Klangfarben. Die unterschiedliche Artikulation der einzelnen Jodelsilben vermengen sich mit den variantenreichen Melodien zu einer für den Augenblick geltenden Fassung. Wer jodelt, legt seine ganze Kraft und Leidenschaft in das Spiel der Töne, er ist damit ein äußerst kreativer Gestalter und erlebt seinen eigenen Körper als einzigartiges Instrument. HH

Das Jodeln wurde lange abgelehnt

Und trotzdem ist es gelungen, vielen jungen Menschen das Jodeln schmackhaft zu machen, dem Jodeln die Verzauberung zu nehmen und den Zauber wieder zu geben. Niemand hat eben das Jodeln im Blut, aber selbst die blutigen Anfänger entdecken darin ihre eigene musikalische Ader und erliegen der Faszination des selber Klingens. HH

Das Aufteilen der Stimmen ist schön

Die Töne kommen ja mehr aus tiefster Seele und nur zu einem kleinen Teil aus der rauen Kehle. Zudem sind die kleinen, schönen Melodien für das eigene irdische Frohlocken reserviert, für die Stunden zu Zweien und für die Familie. Das Aufteilen der Stimmen gehört so ähnlich wie das Austeilen am Mittagstisch zu den schönsten Dingen der Gemeinsamkeit. HH

Dabei tänzelt der ganze Körper im Ländlerrhythmus

…die Augen quellen aus den Höhlen, die Oberschenkel verkrampfen und die Schnurbärte zwirbeln nach oben. Ja, Jodeln ist pure Vitalität und sie kommt aus dem Inneren: Alle Weichteile, Knorpel und Sehnen sind da beteiligt, die Blutbahnen, Drüsen, Neben- und Haupthöhlen, die Stiftzähne und die Ohrwaschln, die Bandscheiben und Steißbeine, die Fettpölsterchen und auch die Nierensteine. Forscher berichten von Abnützungen an den Backenzähnen und dem Kieferscharnier und in seltsamen Fällen von Reizungen des Blindarms. Trotzdem: Jodeln ist nach wie vor völlig ungefährlich. HH

Nein, das ist noch nicht alles

Die Seele, ja die Seele badet sich in Wohlgefallen, vibriert im Spannungsfeld der Intervalle, schaukelt am Lebensfaden und – das ist das Schöne – sendet schmeichelnde Signale durch die Blutbahn. Das ist ein überaus angenehmer Zustand, der das Herzhafte des Menschen an die Oberfläche spült und selbst ausgeprägte Runzeln zur Zierde werden lässt. HH

Ja, selbst im Traum steigt einem

der Holt joe hoe hoe hoe ho durch die geschmalzenen Gehörgänge, lässt einen die Bettdecke zerfledern und bewirkt später eine abgrundtiefe Abgeschiedenheit im himmlischen Nichts: Dem göttlichen Tiefschlaf. Des morgens aber steigt man entrückt aus dem Bettgestell und hustet die ersten Jodeltöne in den Kühlschrank, geniest den Jodelwiderhall am stillen Örtchen, dort wo der solchermaßen gelungene Jodelstart in den Alltag mit einem Wildwasserrauschen aus dem Spülkasten sein befreiendes Finale findet. HH

Und merket Euch

Jodeln ist tönende Emotion, nicht Tongeplätscher und nicht zuallererst Musik. Jodlerklang ist akustische Bildgestaltung von Zuständen und Befindlichkeiten, die kraftvoll ausgestoßen nach außen dringen. Das Innenbild ist ein anderes: Da werden Kräfte frei, die Fäuste ballen sich, Krägen blähen und Lungenflügel füllen sich. Es geht dabei an die Grenze der gerade noch anhaltbaren Schließmuskel. Dann bricht der emotionale Damm und gibt kraftvolle Töne frei. Der so produzierte Auswurf von Signalen, die eminent mit anderen Signalen auf Tuchfühlung gehen und sich im Wechselspiel zwischen Harmonie und Dissonanz aneinander reiben, ist das schönste, was je aus menschlichen Körperöffnungen ans Tageslicht gekommen ist. Noch dazu völlig geruchsfrei. HH

Es sei Euch für die Aufmerksamkeit gedankt

…und ebenso für all ertragene Schmach im – in aller Strenge durchgezogenen – Jodelunterricht. Ehrlich gesagt: Ganz zu Beginn waren Eure Töne nur zaghaft wahrzunehmen, wehleidig von den Lippen gerutscht und von bröckeligem Zahnstein verlegt. Daneben war das Geräusch von Brücken und Spangen zu vernehmen. Gar nicht zu reden von den Amalgam-Füllungen, die der Klangentwicklung im Mundraum durch klitzekleine Quecksilberpartikel zusetzten. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang ja treffend von „Giftigen Tönen“ (venenosa tones). HH

Schon bald aber waren Eure Körper gespannt

…aufgeplustert unter dem enormen Leistungsdruck und dem Emporschnellen der Luftsäule, sodass schließlich die Hosenträger und Blusenknöpfe ächzten. Dafür aber folgte dann die Belohnung: Ganz oben aus der Mundhöhle stiegen die Hollareituliös wie die züngelnden Flammen aus den Mäulern der Drachen, wie sie in den Mythen der Erzählungen vorkommen. Ich sah gefletschte Zähne, straff gespannte Halsmuskel und aufgestellte Zehen. Mein Gott, es war schön, Euch so ausdrucksstark zu erleben unter den Felswänden des Koasa, aufgestiegen in das Reich der Tonleitern und gratgewandert zwischen der gesicherten Strahlkraft der harmonischen Klangwelt und dem tiefen Fall ins röchelnde Nichts ausgemergelter Stimmbänder. Ja, das Risiko ist Motivation genug. HH

Da lacht das Herz und alle Blusenknöpfe

krachen, da fallen jedwede Sorgen durch den Rost, zerbröseln zu Sand, der ja leider vorher im Getriebe war. Der Abrieb aus Nebensächlichkeiten wird dann vom eigenen Winde verweht und das macht frei für den Augenblick, der nun dehnbarer geworden ist, als jemals zuvor. Diese Freiheit hat etwas mit Abgehobenheit zu tun, einer Abgehobenheit vom Alltag, vom Kreisverkehr und den Mülleimerterminen, von der Käselöcherei und vom Personalbüro für blutige Fleischer, vom Tonstudio und vom Nachtdienst, vom Dirndl- und Möbeldesign, von Blähungen und von den reizenden Hämorrhoiden. HH

Da ist also Freude ausgebrochen

…hat sich lauthals den Weg gebahnt aus dem Innenleben über die Luftröhre in den Kehlkopf und vorbei am Zahnsteinbruch der Backenzähne. Kein Wunder, dass die Zunge mit Wohlwollen ein Didldidldi schlägt, wie es sonst nur die Alarmglocken beim Rettungsdienst vermögen. Lasst Euch nochmals danken für Eure Ausdauer bis zum bittersüßen Ende, bis zur Erschöpfung aller Knorpel, Band- und Beilagscheiben. Bleibt nur zu wünschen, dass jede und jeder von Euch, das nun aufgestaute Kraftwerk in Betrieb nimmt und ausreizt, denn die nun einmal in Betrieb gesetzten Jodel-Brennstäbe brauchen permanente Kühlung durch die Atemluft und prägnant ausgespuckte Vokale. HH

Dennoch ist Euch die Hauptschuld zu geben

am Gelingen, weil das Singen auch immer der Annäherung bedarf – an das erlauchte Gegenüber. Die Lebensbilder und Erfahrungen fließen in diesen Stunden ineinander. Ohren, Augen und Poren sind geöffnet, sondern Partikel und Duftstoffe ab, fahren Parallelslalom und bilden paarweise neue unvergleichliche Kontaktkleber. Bei solch chemischen Prozessen: Warum sollen ausgerechnet die Stimmen auseinander fallen? HH

Wie zu Anfang so auch jetzt

und zu aller Zeit versprochen, haben sich die Melodien inzwischen eingebrannt und einen Speicherplatz in Euch eingenommen. Wo liegt eigentlich der Speicherplatz? Der liegt übrigens ganz in der Nähe der Seele, die ja in uns eine Sonderstellung einnimmt, weil sie sich nicht operieren lässt. Durch die Vibration der Stimmbänder aber, wird bei den rhythmischen Rundgang-Ritualen auf unseren Bandscheiben Xylophon gespielt, was sich schließlich radikal auf die Seele schlägt, die von der Zweistimmigkeit in einen Zustand geführt wird, den wir dann positiv erleben und zu dem wir schlicht und einfach „Glücksgefühl“ sagen. HH

Das war ein vergnüglicher Tag

Trotz Nebelschwaden und Regenbänken gab es keine Schranken für das stundenlange Hören und Nachmachen. Von der gemeinsamen Klangwolke bis hin zur stimmlichen Zweisamkeit, von den tiefen Grundltönen bis hin zu den Hochspannungsschwingungen, von den dumpfen o- und u-Lauten bis hin zu den spitzen i-und ü-Tönen. Da und dort sah ich steil verschobene Kieferstellungen, nach oben geschobene Stirnrunzeln, seitlich versetzte Halswirbel und vergoldete Zahnplomben aufblitzen – es war ein echtes Vergnügen. HH

Ja, und Ihr alle seid uns gefolgt

…von den zaghaften zu den impulsiven eruptionalen Tönen, jenen, die das Innenleben nach außen stülpen und uns so schön daran erinnern, dass das Singen schöner ist als das Sagen. Das sind Stunden in denen wir erahnen, dass wir mehr Instrument als Mensch sein könnten und sollten. Mit groben und zarten Saiten und edlen Feinstimmern, um solchermaßen Nuancen heraus zu filtern die uns Genügsamkeit lehren und uns der Beschaulichkeit zuführen. HH

Ganz oben aber zeigten sich die Sterne

…obwohl sie gar nicht jodeln können. Nichts erinnerte noch an die Töne und Obertöne, an den freigelegten Zahnschmelz und die angesammelten Lachfalten. Da und dort tummelten sich Atempausen und hielten mit dem Mundgeruch Zwiegespräche. Wo waren sie also hingekommen, die Melodien und die Holla rei tulijos, die sich aneinander reibende Zweistimmigkeit und die jubilierende Überstimme, die waghalsig durch den Klettersteig der Tonleiter führte? HH

Macht Euch Eure Stimme zum Untertan

und entlockt ihr täglich Vibrationen, baut Luftsäulen auf und zieht alle Register zwischen Brust- und Kopfstimme, nehmt keine Rücksicht auf Hausmilben, Zierfische und Wanzen, die beim Anhören von Jodlern erfahrungsgemäß zu tanzen beginnen. Und: Deaktiviert Eure Hausglocke, denn alle Nachbarn wollen Euch – ungebeten – zu Hilfe eilen. HH

Beachtlich war Eure jodelnde Leistungssteigerung

mit zu erleben, wie sich die Stimmbänder schön langsam zu kompakten Abschleppgurten entwickelt haben, sich das Mahlgeräusch der Kiefergelenke von Stunde zu Stunde zu feinstem Schmiergelflüstern reduzierte und die Lungenflügel letztlich die satte Form von fetten Luftmatratzen angenommen haben.

Plötzlich begann der Jodelkurs

Das war nicht vorhersehbar und es war Euch zu Anfang auch anzusehen – die Skepsis vor dem Wagnis. Doch schon bald sind wir im Überschlag aneinander geraten im Zweikampf der Stimmigkeit, haben Höhen und Tiefen ausgelotet und uns gegenseitig angezirbelt. HH

Alles in allem eine herzhafte Völlerei…

Mag sein, dass das sonnige Johnsbachtal, die strahlenden Wirtleute und die bekömmliche Kulinarik ihren Teil beigetragen haben, nebst dem Erlebnis auf der Alm, wo man mit dem Steirerkas den Gaumen verwöhnen lernt und noch echte Ausrutscher auf Kuhfladen erleben kann. Ein Freudenhaus ist dagegen eine Notunterkunft. HH

Sagen wir es ganz salopp

Solltet Ihr nie mehr einen Ton jodeln, dann habt Ihr das Klangparadies wenigsten einmal im Leben betreten, seid nicht an der Schwelle stecken geblieben. War der Tag in Johnsbach aber der Beginn einer neuen Annäherung an die eigene Stimme, dann gebt dem Drängen nach und der vokalen Haltlosigkeit eine Chance. Darum bitten wir, denn: Das könnte zu einem Wiedersehen führen, dem wir mit ganzem Herzen, eventuell auch mit Sonnenbrille entgegen sehen. HH

Bis zu den erdrückenden Umarmungen

Und nun sind wir wieder hinüber in die Alltäglichkeit und weit entfernt von den kräftigen Hodares und Drae diridums gelandet. Ja, das hat uns gut getan, einmal aus voller Lunge zu schöpfen, die Töne hinaus zu posaunen, das Weiße der Augen provokant zeigend, die Hände in Begeisterung geballt und die Zehen in das Sesselgebälk gestemmt. Von den Arschbacken gar nicht zu reden… Solchermaßen hochtrainiert sollte es nicht schwer fallen Euch den Alltag Untertan zu machen. Plötzlich hat man nämlich Freude am bislang lästigen Weckerton und liebt dessen Penetranz, man schafft sogar einen der alten Sorte an, der am Nachtkastl seinen Morgentanz vollzieht. Man beißt ganz anders – nämlich herzhaft – in die Wurstsemmel, macht eine begrüßende Umarmung zum erdrückenden Kraftakt und wirft den Hut aus der Entfernung auf die Garderobe. Ja, nunmehr hat das Leben etwas Impulsives, jeder Schritt lässt die Mutter Erde erzittern und das eheliche Gegeneinander wird mit Lust ausgekostet und zur harmonischen Melodie. Schön, dass Ihr das alles nicht in Fragte stellt. HH

Kleinholz gemacht

Manche haben sich binnen weniger Stunden zu mutigen Jodlerinnen und Jodlern entwickelt und die mitgebrachte Hemmschwelle zu Kleinholz gemacht. Der Apfelstrudel – am Nachmittag – wurde schon mit diesen Scheitern gebacken. HH

Merksatz am Schluss

Jodeln ist das schönste Nebenbei, der Ausrutscher des Augenblicks, der Purzelbaum der Sehnsucht. Es ist so ähnlich, wie wenn man in den Kreisverkehr einbiegt und diesen drei Runden lang nicht verlässt, weil einem der Dreh mehr gibt als das vorgehabte Ziel. HH

Seid bedankt für die Geduld mit uns

und unserer vehementen Durchschlagshammerkraft im Jodeltatü-Pack. Kaum zu glauben: Von Anfang an war der Druckkessel prall gefüllt. Wir haben Euch bewundert, wie Ihr den  ganzen Tag dem Hoda re-i-ri  gehuldigt und dem Scheitern keine Landeerlaubnis erteilt habt. Dabei erlebten wir Euch tröpfchenweise den Schweiß der Ernsthaftigkeit absondernd bis zum bitteren Ende am Rande des lustvollen Erstickens an gegeneinander gerichteten Hui di hedi ris. HH

Noch nie gehört?

Ertrunken an melodiöser Überschwemmung – welch schöne Vorstellung vom sonst so verrufenen Ableben. HH

Jodel-zertifiziert nach Hause eilen

Ja, das ist auf alle Fälle eine zusätzliche Qualifikation, eine für alle Lebenslagen brauchbare. Bedenket, dass ein Großteil der Menschheit ohne Jodeltöne abseits der selbstgemachten Klangwelt ausharren und künstlich beschallt werden muss. Also: Seid demütig ob der Zugehörigkeit zu den Auserwählten, zu den tonalen Selbstversorgern. HH

Schön, dass es Euch gelungen ist

…die Töne ganz drinnen im Schlunde zu formen, sie mit Emotion und Speichelpartikel aufzuladen, bevor sie empor geschleudert an den Mandeln vorbei am Gaumen schrammen und von der Zunge trällernd mit Tremolo versehen das Zwielicht dieser Welt erblicken. Oh, welch Vergnügen hatten wir damit, Euch zu beobachten, die geglätteten Stirn- und Gesichtsfalten, die verschobenen Kiefermuskel und schlabbernden Gesichtshälften, schräg gestellte Nasenbeine und dazu – ach Du hoher Genuss – die verklärten Augen, mitunter auch geschlossen-entrückt. Ich sah auch steil aufgestellte Knie und zuckende Nackenmuskel, eine Kandidatin hatte beide Füße um die Sesselbeine geschlungen, dem Abheben entgegen wirkend. Das alles sei erwähnt, um dem Vorwurf der Oberflächlichkeit dieser Zusammenkunft zu zerstreuen. HH

Ja, der Ausnahmezustand war ausgebrochen

und nun lassen wir Euch im Elend des entstandenen Vakuums zurück und warnen vor Singenthaltsamkeit und der Gefahr des Verstummens. Besser wäre ja Sprachlosigkeit als Liedenthaltsamkeit, zuweilen ist es besser ein Lied auf den Lippen als eine Fieberblase eben dort zu haben. Besser den Kopf voll Melodien als voll mit Kontonummern und Geburtstagen, besser das Herz am rechten Fleck als in der Hand des Chirurgen, besser die Seele baumeln zu lassen als sie zu verkaufen. Ist das einigermaßen verständlich? HH

Ja, nun seid Ihr aufgestiegen in den edlen Kreis

der Tonaustösslinge, die landauf und landab die akustischen Freiräume neu besiedeln und mit Tonsäulen, Intervallen, Vokalen und eskalierten Register-Purzelbäumen füllen. Falls das auf Anhieb in der Nachbarschaft nicht so freundlich aufgenommen wird: Habt Geduld mit jenen, die sich noch immer an den Sängerknaben laben und deren Sehnsucht nach den eigenen Tönen noch nicht entbunden ist – die Ahnungslosen. Sie sind noch weit entfernt vom selber Produzieren kantiger Tongebilde, von den scharftönigen Rachenputzern samt den unvermeidlichen Fehlzündungen, die uns dem Animalischen so liebreizend näher bringen. HH

Wie beginne ich mit jemanden zu jodeln?

Vereint Eure Stimme mit jener, die gegenüber zum Zweikampf herausfordert. Fixiert mit den Augen, verstrahlt mit kaltgeschliffenen Stechaugen den zartesten Liebreiz, bis sich die Töne kopulieren. Ja, dann ist die vokale Mischmaschine angelaufen und reißt Euch gnadenlos in die Verzückung. Nehmt kein Pardon auf Konsumenten der Ohrwirtschaft, die sich ausschließlich monokulturell nur vom Input ernähren. Es sind arme Würstl ganz ohne Senf und Krenn. HH

Zertifiziert und beglaubigt steht Euer Name

… in der Reihe jener Tonkünstler bei denen jeder Ton noch aus den hintersten Winkeln der Seele selbst aus dem Blutbild absorbiert und schließlich über unsere vielverzweigten Innereien ans Tageslicht gespült wird. Ungehindert vorbei an panierten Schnitzeln, Blutwurstgröstl, Kaiserschmarren und Topfengolatschen. Soviel also wissenschaftlich, abschließend, schlussendlich und darüber hinaus. HH

Was noch bleibt, ist die Anmut

…der erlebten Glückseligkeit und das ist eine gut angelegte Investition an Lebenslust und Übermut. Ja, die mit impulsiver Vehemenz ausgestoßenen Vokale bereiten uns eine immense Freude, ähnlich dem unvergesslichen Gefühl aus Kindheitstagen, als sich unsere nackten Füße im warmen Kuhdreck suhlten. HH

Was bleibt ist aber auch eine Prise Wehmut

…ob der Vergänglichkeit solch orgastischer Momente, ob des Auseinandergehens, wo wir doch gerade erst zusammen gewachsen sind. Und das nicht nur wir selbst, sondern vor allem unsere Stimmen, die sich zwei- bis dreistimmig auf der imaginären Tonleiter paarten. HH

Verzeiht bitte die Trockenheit

…der einleitenden Worte, die dem Feingefühl gerade erlebter Harmonie und Ausgelassenheit niemals entsprechen können. Und habt Dank für Eure Unbedarftheit, sich auf uns einzulassen, einen Tag lang dem Auswurf fein dosierter Tonsprünge zu huldigen, samt den klitzekleinen Partikel aus Speichel, die dem Tontransport beigefügt das Gegenüber freundschaftlich benetzten. HH

Und jetzt sind wir wieder zurück

…vom schönsten Ende der Welt, daheim in der verplanten Alltäglichkeit. Bei der klopfenden Spülmaschine, in der Garage neben den stinkenden Müllsäcken, in der Küche beim tropfenden Hahn, im Betrieb beim ungelüfteten Büro, am WC mit fehlender Bürste, am Balkon neben der rostigen Liege, in der Straßenbahn neben einem Zeitgenossen – der nicht einmal jodeln kann. HH

Ja, so weit sind wir hinabgestiegen

…in die Untiefen des Alltags, in die Kloake des unbedingt heute haben Müssens. Einzig und allein: Es rettet uns das Unterbewusstsein mit seinen verwinkelten Speicherplätzen wo sich der Hops hodare, der Drei hoe über`d Alm daher, der Ho juchee, der Diridldidldi, der Djolale drije der Bibibe boba, der Häiti hoiti, der Drie hoe hoeho und der Bratschbrolitischi aufhalten. Habt also Dank für Euer Interesse und Eure Kraft und die Herrlichkeit. HH

Die Übereinstimmung auf Du und Du

Wie schnell wir uns in nur wenigen Stunden nahe gekommen sind, weil wir uns auf die simple Zweistimmigkeit einließen. Die parallelen und die nacheinander eilenden Tonsprünge sind genau so wie die querulanten Klangkreuzungen ein Erlebnisfeld, das wir ohne aufmerksames Gegenüber nicht bespielen können. Da brauchen wir die außermusikalische Übereinstimmung auf Du und Du. HH

Und nun sind wir alle der Welt der Maulwurfshügel

und der Kuhfladen, des herbstlichen Laubwaldes und der schroffen Felsen, der Welt des Steirerkas-Aromas und des goldgelben Zirben, der Welt der Abgehobenheit in den Himmel der Töne und der Welt der johnsbachschen Gastfreundschaft entschwunden. Heimgekehrt ins Reich der Zwänge und Termine, sitzen wir in der Zwangsjacke der Verfügbarkeit und der trotthaften Alltäglichkeit. Dort wo die Klimaanlage das Wochenende verinnerlicht und sich die Kontoauszüge wie ein schlechter Witz lesen, wo sich die Jalousie verklemmt und die Glühbirne am Gang den Geist aufgegeben hat. Von dort wird sie kommen – die Sehnsucht nach der Rückkehr zum schönsten Ende der Welt. HH

Und nun danken wir Euch

…für Eure stundenlange Aufmerksamkeit, für das Mitgehen in allen Steillagen, das tiefe Atmen und den emotionalen Ausstoß samt den dazu gehörenden Handbewegungen mit Zungenschlag. Nie und nimmer hätten wir damit gerechnet, dass unser Ansinnen von solch schönem Erfolg gekrönt sein würde. Die vielen Versuche gipfelten ja doch im Hochzeitstanz zweier Stimmen, denen die Verschlungenheit und ausgeprägte Intimität zweier Seelen anzuhören war.

Bevor wir aber der Sentimentalität verfallen

Weitere Anweisungen für ein viel besseres Leben: Atmen, Sprechen, Anlauf nehmen, sich in die Höhe katapultieren, dort wo keine Reißleine mehr Sicherheit gibt. Dort oben, losgelöst von Tonlosigkeit und dem Fall der Blamage ausgesetzt, dort macht das Leben Purzelbäume und führt uns dann und wann, bald einmal, meistens und überhaupt erstmalig, nach etwas Übung und Ausdauer, nach dem Auftanken der Courage ziemlich sicher zum weltlichen Frohlocken. Es ist die reine Wahrheit – glaubt es mir. HH

Zuvor aber heißt es für Euch, die Umlaufbahn

…des Alltags wieder zu betreten und die klaren Formeln der Zweistimmigkeit dennoch als Rezept für alle Lebenslagen mitzunehmen. In vielen Bereichen fehlen uns ja heute Stimmigkeit und Emotion, weil uns das Rationale immer mehr verkettet. HH

Das Eintauchen in die Melodienwelt

…kommt zuallererst einem Besuch im Dschungel gleich. Es scheint, als sei man von Kletter- und Schlingpflanzen umgeben und in Orientierungslosigkeit gefangen. Später tun sich dann kleine Durchblicke auf und plötzlich hüpfen die Töne wie Affen von Ast zu Ast. Die Vegetation wird immer fetter und üppiger, die Wege immer ausgetretener und eine imaginäre Karawane zieht eine Tonspur im endlosen Ritt parallel, übereinander und nacheinander. Nicht immer ist da gleich die Harmonie zu erkennen und das Gegeneinander muss wohlweislich geschlichtet werden. Da und dort sind auch noch Elefanten unterwegs, die erzogen werden müssen und so manche Gazelle muss dazu angehalten werden, viel größere Sprünge zu machen als sie es bislang gewohnt war. Alles in allem ist das Ergebnis aber beachtenswert: Am Ende des Weges haben wir Elefanten, Blindschleichen, Hyänen, Schweizer Bernhardiner, Berliner Bären und amerikanische Springböcke alle auf Linie gebracht: Sie jodeln. HH

Um was geht es beim Gstanzlsingen?

Die meisten Gstanzln handeln von Inhalten, die in nur vier Zeilen gereimt verwoben eine erstaunliche Poesie entwickeln. Dabei geht es um Scherz, Spott und Derbheit ebenso wie um Verehrung und Übertreibung. Oftmals werden örtliche Geschehnisse köstlich pointiert auf die Schaufel genommen. Die Reimpaare können aber auch überraschend im Nonsens enden. Das Gstanzlsingen lebt einerseits von den überlieferten „Standards“, die immer wieder aus dem kollektiven Gedächtnis geholt werden. Andererseits gibt es  Eingebungen des Augenblicks, wobei die Reimpaare im Stehgreif verfasst werden. Wenn die krumpe Leitkuh, der stinkende Käse, die windschiefe Hütte und die Stupsnase der Sennerin zum Inhalt werden, dann sind wir beim eigentlichen Gstanzlsingen angekommen. Das soll durchaus als Ermunterung aufgefasst werden. HH


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