Zitate zum Thema „Volkskultur und Politik“

Da lob ich mir die Gesundheit

Zurück zur Begrifflichkeit: Mit der Kultur – und jetzt ist die Volkskultur, Alltagskultur und Lebenskultur in ihr aufgegangen – haben wir es also schwer, denn jeder meint etwas anderes darunter. Da lob ich mir die Gesundheit. Davon gibt’s nur eine und wir sind nie damit beschäftigt, uns diese gegenseitig vorzustellen, sie auszustellen oder sie gar zu inszenieren und in Wettbewerben vorzutragen. Nein, wir sind richtigerweise ständig damit beschäftigt, sie schlicht und einfach zu erhalten oder sie wieder herzustellen. HH

Was ist hohes Niveau?

Im Kulturbetrieb späht man aber stets nach besonderen Leistungen, nach Innovation, nach hohem Niveau. In der Volksmusik hat aber bereits das Wiegenlied, von der Mutter für das Kind gesungen, hohes Niveau. Sagen Sie mir ehrlich, in welchem Kulturprogramm das so gesehen wird? HH

Die Salatkreation und die Volksmusik

Der Kulturbetrieb sieht die Salatkreation am Teller serviert, aber nicht den frischen Häupl, der seine Wurzeln noch im Erdreich hat. Er schaut auch an den äußeren runzeligen Blättern vorbei und an den Bewegungen der Raupe. Eine gewagte Verbindung zum Thema: Die Bewegung der Raupe und Volksmusik in Bewegung. HH

Die gefährliche Enge

Die Schublade „Volkskultur“ war mir immer schon zu eng.
HH

Leider nur Bittsteller

Unser größter Wunsch aber wäre es, innerhalb des steirischen Kulturbetriebes mitwirken zu können, mitgedacht zu werden. Hier sind wir nach wie vor Bittsteller geblieben. HH

Was macht Kultur ohne Volks?

Wer macht dann die Kultur ohne Volks, wenn die Volkskultur eine vom Volk gemachte ist? HH

Ohne Volksmusik kein Musikland Österreich

Das ist im Musikland Österreich einigermaßen schwer zu erklären, dass es Menschen gibt, die alle ihre Gefühle in die kleinen Werke stecken, in der Darstellung ihrer Lieblingsgesänge ihre gesamte Empfindsamkeit auf den Punkt bringen. Drehen wir den Spieß um: Ohne diese großartige musikalische Erlebniswelt Volksmusik kein Musikland Österreich! HH

Gegen die Schubladisierung

Gehen wir davon aus, dass unsere überlieferten Traditionen nicht von einem Amt sondern von den Menschen selbst gestaltet und weiter getragen werden sollen, dann sind manche Volkskulturschienen nachrangig zu behandeln. Zum besseren Verständnis: Nachrangig bedeutet, dass sie nicht Hauptaugenmerk von Kulturförderung sein können. Dazu zählen die Abhaltung von Events, die Professionalisierung auf der Bühne, die ausschließliche Darstellung in den Medien, die touristische Nutzung, der Tonträgermarkt und ideologische Verhärtungen durch die Retter von Volkskultur. Alles in allem ist es eine der größten Herausforderungen seit der Wiederentdeckung der Traditionen: Den notwendigen Spielraum frei zu halten und deren Inhalte keiner Schublade mehr zuordnen zu lassen. HH

Es geht um Menschenpflege

Kulturförderung sollte also mehr dem Werden gewidmet sein. Sie dient ja nicht der Musik-, der Tanz-, der Trachtenpflege, sondern stets der Menschenpflege. Ich glaube also, eine Kultur-Vorsorgeuntersuchung steht längst an. HH

Wo bleibt die Weichenstellung?

Die Steiermark hätte die besten Chancen, dem schwammigen Begriff Volkskultur, eine weitsichtige kulturpolitische Weichenstellung hinzuzustellen, sich des Umgangs mit seiner Tradition zu besinnen. Sie ist aber wider besseren Wissens auf dem Weg, eine bislang einmalige Vorrangstellung aufzugeben. Das ist das Resümee meiner Erfahrung als einer, der gelebte Traditionen aus erster Hand kennt und in seiner Arbeit stets nur diesen verpflichtet war. HH

Warum hatten die Maßnahmen solchen Erfolg?

Ausschlaggebend war zuallererst das Fehlen eines kulturpolitischen Konzepts, welches den großen Bereich der Lebenskultur und der organisierten Volkskultur betreffen hätte können. Solche Umstände sind manches Mal und auch in diesem Falle die Urheimat von Visionen, für die in keinem Förderantrag eine Spalte zu finden ist und die leider bei keiner Evaluierung mitgedacht wird. HH

Meine Erfahrung mit dem Fördermechanismus

Hinter dem Fördermechanismus stand keine kulturpolitische Absicht. HH

Was wäre alles noch möglich gewesen!

Die erfolgreiche Kooperation zwischen dem Landesbetrieb, dem Verein und der Verlags GesmbH war eine von meinem Arbeitgeber nicht gerne gesehene Erfolgsstory und der Verein Volksliedwerk blieb stets der verlässlichere Partner, der letztlich über zwei Jahrzehnte für Kontinuität sorgte. Es ist wirklich schade um sprühende Ideen und eingereichte Konzepte, die allesamt zu einem noch viel effizienteren Erfolg und zu Nachhaltigkeit hätten führen können. Es wäre also längst an der Zeit, ein so beispielhaftes Kooperationsmodell nicht mehr zu behindern, sondern als Chance wahrzunehmen und es zu unterstützen. Denn: Administrative Pragmatik setzt sich ja früher oder später in den Köpfen fest. Sie ist einer gedeihlichen Kulturarbeit eher abträglich, denn es bedarf stets der großen kulturpolitischen Betrachtung und ebenso der Experimente. HH

Als gutes Beispiel: Die Mundart

Auch im Bereich der Mundartdichtung ist es gänzlich ausgeschlossen, dass unsere Dorfdichter künftig von der Germanistik ausgebildet werden. Und wenn wir das Sprechen des Dialekts fördern wollten: Auch hier sind das regionale Umfeld, die elterlichen Sprachgewohnheiten, die vorerst im Hause und im Gegenüber erlebte Poesie, die Neigung zum Spiel mit der Sprache ausschlaggebend, dass wir die mundartliche Färbung eines Menschen als ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal erkennen und als Facette des Lebens schätzen. Und in der Volksmusik? HH

Wo lernt man Kultur definieren?

Auf der Suche nach einer gültigen Kultur-Definition konnten mir kein Duden und auch kein Parteiprogramm helfen. Lehrreich waren aber die Stunden bei singenden Menschen, bei „Gewährsleuten“ also. Die erzählten Familiengeschichten, die erlebten Tischsitten, Familienrituale, Feier und Trauer, Nachbarschaftshilfe, Gastlichkeit, musikalisch-poetische ebenso aber auch handwerkliche Künste, selbst so manche eindrucksvolle Lebensbewältigung: Das sind alles Zeugnisse von „Kultur haben“ und gelebter Überlieferung mitsamt dem nötigen Schuss Kreativität, Intuition und Imagination. Daraus schöpft der Mensch Neugierde und Wissensdurst auch nach anderen Kulturen und jedwedem künstlerischen Ausdruck in kleinen oder großen Kunsthäusern. Die Entwicklung der eigenen Fertigkeiten ist also Triebfeder für das Erfassen größerer Zusammenhänge. Daraus erwächst auch die Zielgruppe für große kulturelle Performance. Schade, wenn dies alles nicht kulturpolitisch mitgedacht wird. HH

Das Problem mit der Kulturförderung

Das Problem der Kulturförderung ist, dass sie immer nur den Teppich legen will, aber nie den Teppich knüpfen hilft. HH

Kultur ist schon da

Kultur ist schon da, ohne Programm der Kulturmacher. Das was sie anbieten sind Bonbons – also Genussmittel, (die brauchen wir auch!) wer sorgt aber für das Lebensmittel Kultur? HH

Wer sind die Gegenspieler?

Die Gegenspieler einer erfolgreichen Kulturarbeit heißen Pragmatik und Routine. Sie mögen fern bleiben und es möge mir gelingen, die Spannung aufrecht zu erhalten. Dazu bedarf es einer Portion Narrenfreiheit und die habe ich bislang gehabt. HH

Wurzelsehnsucht

Kultur ist es eben nicht, wenn wir Volkskultur als Ersatz, als Medikament gegen Wurzelsehnsucht anbieten. HH

Der Zottelmarsch

Ja, Volkskultur ist inzwischen der Begriff für die Enge, für einen benachteiligten Teil im Kulturleben, für den Zottelmarsch der ehrenamtlichen Subventionsbettelei. HH

Welche Bedrohung gibt es für Volkskultur?

Wer denkt denn daran, dass die Anzahl der Volksmusikgruppen für Volkskultur nicht so sehr von Bedeutung ist, wie das Schließen von Gendarmerie-Posten, von Bezirksgerichten, die Gefährdung der Arbeitsstätten, die Auflösung des kleinen Gefüges? HH

Die enge Kulturlade

Über die sinnige Erkenntnis – „Volkskultur ist der Ausdruck des Lebens in überlieferten Ordnungen“ – ist die Decke der Unkenntlichkeit gestülpt worden. Und zwar von den Akteuren selbst, die ihr Aufgabengebiet so betitelt haben, die in die Enge getrieben wurden – in die enge Kulturlade – die mit dem Hirschhorngriff. HH

Mehr Volkskultur-PR

Der Volkskultur-Supermarkt wird uns zwar beliefern aber gleichzeitig zu Abnehmern degradieren. HH

Wenn Volkskultur zur Schlagzeile wird

Tradition, Bewährtes und Vertrautes kann aber nicht den Polit-Werbestrategen überlassen werden. Es ist ein zu sensibler Werkstoff, der immer die engagierte Zuwendung vieler benötigen wird. Es ist ein Nahkampf um die schöpferisch-kreativen Seiten des Menschen und niemals Fertigkost im griffbereit positionierten Regal. HH

Also sprach der Kulturlandesrat

„Machens doch was Schräges, Herr Härtel. Wir müssten uns nur etwas einfallen lassen, ein Spektakel, ein Mega-Fest“. Von Liedern, die für den Augenblick erklingen und zugleich verklingen, von der tiefen Bedeutung des Liedbesitzes für ein ganzes Leben in Lust und Leid, da weiß er nichts, der Kulturpolitiker. HH

Bitte: Mehr Gestalter als Verwalter

Ja, in diesem Sinne ist die Steiermark eine gut geeignete Spielwiese, eine Kulturlandschaft die mehr Gestalter als Verwalter zulässt. HH

Über den Zaun hinaus denken

Wenn wir uns nicht Referenten heranbilden, die sich speziell der Musik anderer Ethnien widmen, haben wir später einmal Erklärungsbedarf. Musik war früher und ist auch heute noch ein wichtiger und friedlicher Botschafter. Musiker sind zudem von Natur aus neugierig. Machen wir es doch über die Musik, wenn es über Behörden und Politiker nicht geht. HH

Beim EU-Tanz dabei sein

Wenn also gerade ein neues Europa geschmiedet und Beziehungen gesponnen werden, dann handelt es sich um einen Jahrhunderttanz, der uns viel Schwung abverlangt und der nicht ohne Fehltritte auskommen wird. Selbst die notorischen Nichttänzer werden sich im Sog wiederfinden. Sicher ist aber: Bei diesem Tanz möchten wir nicht Mauerblümchen, sondern dabei sein. HH

Die Hemmnisse der Begrifflichkeiten

Das gilt für unser breit gefächertes Leserpublikum, für die Freunde der Volksmusik und des brauchtümlichen Lebens ebenso wie für jene Hellhörigen, die unserem unverkrampften Brückenschlag zwischen Hoch- und Volkskultur, der spielerischen Annäherung von scheinbar Gegensätzlichem mit Freude zustimmen. Die festgefahrenen Begrifflichkeiten sind ja vom wirklichen Leben längst aufgehoben worden. Wer meint da immer noch, dass die Kleinkunst eben eine kleinere Kunst und die eine Kultur vom Volk, die andere für`s Volk sei? In Wahrheit träumt so mancher Kulturpolitiker davon, seine Kunst- und Kulturszene in so breiter Akzeptanz eingebettet – also beim Volk aufgehoben zu wissen – wie dies in der sogenannten Volkskultur erlebbar ist. Um auf die verwirrenden Etiketten zurückzukommen: Die Lebenswirklichkeit ist wahrlich flexibler und bunter als es die Politik zulässt. HH

Bevor es wieder zu einer Fehlbesetzung kommt

Ich bewarb mich um den Posten des Leiters der Kulturabteilung des Landes Steiermark und formulierte: Ich bin mir durchaus bewusst, dass es Personen gibt, die ein Mehrfaches an Erfahrung für diese spezielle Aufgabe eines Abteilungsleiters mitbringen und würde mich als Mitarbeiter der A9 freuen, wenn nunmehr diese Stelle bestmöglich besetzt würde. Gleichzeitig bin ich aber überzeugt davon, dass ich diese leitende Position um vieles besser bewerkstelligen könnte, als dies in den letzten beiden Amtsperioden der Fall war. Mit meiner Bewerbung setze ich als Kulturmitarbeiter ein deutliches Signal, dass von mir – und ich denke von vielen anderen Mitarbeitern auch – eine Führungskraft gewünscht wird, die mich und uns motiviert, die Ressourcen, die Ideen und Schaffenskraft bestmöglich einzusetzen. Es wäre längst an der Zeit, politisch motivierte Intrigen und Eifersüchteleien von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fernzuhalten und die derzeit praktizierte Trennung zwischen Kultur und Volkskultur nicht auch noch in den Köpfen entstehen zu lassen. Bevor es wiederum – wegen politischer oder dienst-hierarchischen Notwendigkeiten zu einer fragwürdigen Besetzung dieses wichtigen Postens kommt, bin ich gerne bereit, meine ganze Kraft und Erfahrung einzubringen. HH

Eine zweifelhafte Wissenschaftlichkeit

Was mir aber aufstößt, ist das Wort Wissenschaftlichkeit. Da hat man genug Raum, alle Nazi-Volksliedmacher aufzuzählen und keinen Platz für einen, der ab 1979 dem belasteten Begriff Volksmusik und Volkslied einen neuen und unverkrampften Anstrich gegeben hat, der sich von den ideologischen Gralshütern deutlich abgehoben hat, der durch die Gründung einer Zeitschrift eine neue Sprache für das Abgegriffene kreiert hat, der das Singen allen und nicht nur den Vereinen zugemutet hat, einer der durch seine Lehraufträge an drei Musikuniversitäten eine neue Freude an musikalischen Traditionen eingeläutet hat und dessen Ideen gerne in ganz Österreich, bis nach Bayern und in die Schweiz übernommen wurden. Und so nebenbei: Einer der seine gesammelten Lieder nicht nur archiviert, sondern sie postwendend veröffentlich und sie wieder zum Klingen gebracht hat. Noch dazu selbst zum Klingen gebracht hat – ich kenne ja genug Volksliedexperten, deren wissenschaftliche Arbeit am Karteiblatt endet und die kein einziges Lied auf den Lippen haben. Das sind 30 Jahre Arbeit mit den Gewährsleuten als Labsal und mit den Kulturbeamten als Klotz am Bein. HH

Höflich an den Personalchef

Ich habe bei Ihnen erfahren, dass – entgegen allen unternehmerischen Grundregeln – Leistung keine Auswirkung auf irgendwelche Entscheidungen hat. Das ist mir nun doch gänzlich unverständlich. Neben dem Argument der Aufnahmesperre für zusätzliches Personal und dem permanenten Geldmangel – beides sind alte Hüte – haben Sie auf den nicht vorhandenen gesetzlichen Auftrag hingewiesen. Mein Gott – was ist schon ein gesetzlicher Auftrag gegen einen moralischen? Sie haben auch zugestanden, dass es politisch gewollte Quereinsteiger gibt und wir beide wissen auch, dass es nach der nächsten Wahl wieder politisch gewollte Aufstockungen gibt, von Geldmangel daher keine Spur. Sie prangern die Zustände zwar an und ich meine: Das genügt nicht, Sie sollten das Ruder herumreißen. Die derzeit gehandhabte Vorgangsweise ist sicher ein Auslaufmodell. HH

Bevor ich das Handtuch werfe

Meine Vorstellungen von Betriebsführung und Personalpolitik finden sich durchaus im Leitbild des Landes Steiermark, welches unternehmerisches Denken einfordert. Leider haben Sie mich davon überzeugt, dass es besser ist, das Handtuch zu werfen. Die geplante Terminvereinbarung bei Herrn LR Schützenhöfer habe ich fallen lassen. Es macht nicht viel Sinn von ihm hören zu müssen, dass er durchaus Verständnis habe, aber die Personalabteilung nicht mitziehen wird. Dieses Spiel ist – wenn ich die aufgewendete Zeit messe – zu kostspielig. Vielleicht wissen wir gar nicht, wie viele junge engagierte Mitarbeiter über kurz oder lang – zum Schaden des Landes Steiermark – zum „Dienst nach Stechkarte“ übergehen, weil ihnen jede Motivation genommen wird. Ich war in dieser Beziehung nie gefährdet und werde meiner Aufgabe auch weiterhin gerecht werden, weil ich trotz widrigen Umständen meinen Teil zur Kulturarbeit der Steiermark beitragen möchte. HH

Was meine Kulturarbeit betrifft

Sie war aus purem Zufall passiert und ist zudem auch der Tatsache zuzuschreiben, dass ich keinen Auftrag – außer dem inneren – dazu hatte. Narrenfreiheit nennt man das! Von meiner Seite war Neugierde, Erfindergeist vorhanden und Ausdauer. In der Kulturarbeit bedarf es eines langen Atems. Schon deshalb sind die heute üblichen Evaluierungen hinderlich. Kein Geigentag, kein Projekt Musik beim Wirt, kein Büro für Weihnachtslieder und keine Zeitschrift Der Vierzeiler hätten entstehen können, wenn gleich darauf die Frage nach der Effizienz gestellt worden wäre. Mir ist eine Aufgabe zugefallen, das Vakuum war vorhanden, ich strebte auch nie einen höheren Posten an, wollte nur – und das ist ja eh ein bisserl unbescheiden – möglichst viel erreichen. HH

Eine besondere Form der Vergangenheitsbewältigung

Und selbstverständlich bewundere ich den Fritz Frank auch wegen seiner ganz frühen Kontakte über den Eisernen Vorhang hinweg. Damals als es noch Berührungsängste in der Politik gab, waren die Chöre, Tanzgruppen schon unterwegs, um die Grenze zu überwinden. Und damit kann jenen der Wind aus den Segeln genommen werden, die dem Fritz eine braune Vergangenheit umhängen wollen. Es zählt letztlich sein ganz großes Engagement im Umgang mit den Nachbarländern und überhaupt seine Initiativen für ein Nachkriegs-Zusammenleben in unserer Heimat. Das war seine Form der Vergangenheitsbewältigung. HH

Ein Hoch der Narrenfreiheit

Was wir – Fritz Frank und ich -gemeinsam hatten: Er schon viel früher und ich halt später – das war die schon erwähnte Narrenfreiheit. Er galt ja innerhalb der Beamtenschaft als Spinner, der seinem Privatvergnügen frönte. Wie falsch er eigentlich eingeschätzt wurde, nur weil er etwas getan hat, für das er keinen Auftrag hatte. Er war schon froh, dass man seine Intention geduldet hat. Und genau das hat sich bei mir wiederholt. HH

Sobald die Politik das Wort Volkskultur in den Mund nahm

war mir bewusst, dass es sich um eine Abgrenzung von Kultur handeln wird. Und da hatte ich recht. Als einer, der mit klassischer Musik aufgewachsen ist, hatte ich ab sofort komische Gefühle und ich sollte Recht behalten. Fortan war Kultur ROT und Volkskultur SCHWARZ und das war der Beginn einer neuen Engstirnigkeit und auch der Beginn meines Ausscheidens. Hier wurde eine künstliche Polarität geschaffen, die mir als Forscher und Kulturarbeiter ganz zuwider lief. HH

Abschaffen und wieder reden

Keine meiner Initiativen wäre je zustande gekommen, wenn ich auf Förderzusagen gewartet hätten. Ich habe stets selbst das Risiko übernommen. Keine meiner erfolgreichen Projekte hätte es gegeben, wenn ich sie nach einem Jahr evaluieren hätte müssen. Sie haben gegriffen, weil ich daran geglaubt habe. Daher meine Vorschläge für eine künftige Kulturpolitik: Schafft die Förderansuchen – Formulare ab. Diese verführen zu schönen Kalkulationen und sind zudem ein Mittel, um den Kulturbeamten direkte Gespräche und die Beschäftigung mit dem Inhalt zu ersparen. Das ist kein Umgang mit Menschen, die gerne etwas bewegen möchten. Sie werden auf diese Weise auf die Papierebene herabgewürdigt. Ebenso: Genehmigte Verwendungsnachweise sind ein magerer Beweis von Anteilnahme aus dem Kulturamt. HH

Ja, lieber Hofrat Hubert Lendl!

Ich hab` Dir vieles zu verdanken. Es waren Lehrjahre obwohl ich nur einen so kleinen Teil Deiner umfassenden Kenntnis mitschneiden konnte. Allzu gerne hätte ich Dich als Literaturkenner oder auch als Reiseleiter erlebt und von Dir gelernt. Das Zusammenspiel aber von uns beiden in unserem chaotischen Kulturbetrieb war wohl einmalig. Mein Gott, da sind die Kleinlichkeiten unserer Musikerzieher eigentlich nur Getöse gewesen, es hat aber eines Hubert Lendl bedurft, der die Bahn freimacht für neue Ideen, der auch das Risiko des Scheiterns eingeht. Du hast – wenn ich das nun im Nachhinein betrachte – mit Deinen Gesprächen, Ansichten und Meinungen, auch mit Deinem herzhaften Umgang mit uns jüngeren Mitarbeitern erst Kultur in die Kulturabteilung gebracht. Ich hab mich ja nie vor der Verbeamtung gefürchtet. Heute aber, wo ich das Spiel besser durchschaue, weiß ich wie leicht einem jungen Menschen allein durch den Ungeist des Aktenlaufes jedes Feuer genommen werden kann. Noch heute höre ich die Worte meines Vorgesetzten: Tuans net so vü… Deine Botschaften aber waren nicht hochtrabend, eher simpel und deshalb auch so heilsam und wirksam. Du hast mir gelehrt, wie schnell sich Geschäftsordnungen erübrigen, wenn die kleinsten Entscheidungen einem höheren Ziel – der Lebenstiefe und gemeinschaftlicher Lebensnotwendigkeit gewidmet sind. HH

Volkskunst und Hochkunst

Es ist Unsinn Volkskunst und Hochkunst auseinanderhalten zu wollen. Genauso negativ sind alle Versuche verlaufen, die Volksmusik salonfähig zu machen. Die beiden Künste befruchten einander. Genauso aber wie die Kleine Nachtmusik in der ländlichen Tanzmusikbesetzung nicht besser wird, werden Volkslieder im Chorensemble nicht besser sondern anders. Die Überzeichnung der Musikausbildung hat leider den faszinierenden freien Umgang mit der Musikalität verstummen lassen. HH


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