Zitate zum Begriff „Volksmusik“

Für den Augenblicksverzehrer

Beim Volkslied sind Melodie und Text stets eine verwobene Einheit. Es handelt sich um eine Poesie die dem emotionalen Augenblicksverzehrer zugeschrieben ist – nicht sosehr dem stummen Analytiker. HH

Die Sinnlichkeit der musikalischen Sprache

Was ist uns denn zum Thema „Verlebendigung der Volksmusik“ eingefallen? Nicht viel! Im Gegenteil, wir haben mit Wettbewerben Reglements geschaffen, die nur dem Spiel nützen, ein anderes „Mensch ärgere Dich nicht“ darstellen, aber der ursprünglichen Sinnlichkeit der musikalischen Sprache abträglich sind. HH

Sie ist wie eine Knetmasse

Volksmusik – und Traditionen überhaupt – haben vordergründig weder künstlerischen noch Originalitätsprinzipien zu folgen. Volksmusik ist wie eine Knetmasse. Die Zutaten sind Traditionsbewusstsein, Beharrlichkeit, Notwendigkeit und zuweilen auch Innovation und Imagination. Volksmusik braucht Bedingungen wie Begegnung, Brauch, Lebensumfeld – Kommen und Gehen. HH

Die Nähe zur Volkstümlichkeit

Interessant ist auch, dass dieser starke Kern, die lebendige Nutzung geläufiger Klangmuster, eine Nähe zur volkstümlichen Musik zeigt. Diese Nähe zeugt aber von einer besonderen Freiheit und Entfaltungskraft einer Musikausübung, die unter dem Titel Volksmusik allzu oft viel engstirniger gesehen als gelebt wird. HH

Das Markenzeichen: Von Gestern

Volksmusik hat aber nicht unbedingt dem Aktualitätsprinzip zu gehorchen, sondern folgt dem lebendigen Gedächtnis, den Gewohnheiten und Notwendigkeiten des Lebens, sie ist das klingende Ergebnis aus einer Fülle von Erinnerungen. Von Gestern gehört also zum Markenzeichen. Dabei kann es nicht nur um Tonart, Spieltechnik und Artikulation gehen. Die Kriterien für Volksmusik liegen vielmehr außerhalb des Musikalischen, weshalb ja das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation immer wieder für Überraschungen sorgt. Um diese Lebendigkeit könnte man die Volksmusik eigentlich beneiden. Und man müsste sie gleichzeitig beschützen: Vor Gleichmacherei und den Versuchen, sie den Gesetzen anderer Musikgattungen anzupassen. Verschulung ist ihr ebenso abträglich wie musikästhetische Ansätze und Wettbewerbsdenken. HH

Musikalität als Lebensmittel

Messbar ist unsere Volksmusik aber nicht an ihrer öffentlichen Präsenz, an den Einschaltziffern, Verkaufsergebnissen und an Gruppenauftritten. Gradmesser ist einzig und allein, wie sehr vielen Menschen der Umgang mit ihren ererbten und erdachten Melodien gelingt, wie sehr sie ihre Musikalität zum Lebensmittel machen. HH

Den Forschungsgegenstand lieben

Freilich trägt dieser Zusammenschluss von Forschung und Pflege so manche Kritik ein, denn es bedarf eines wertfreien Umganges mit den Materialien, um die Wissenschaftlichkeit zu wahren. Volksmusik und Volkspoesie sind aber derart lustvolle Arbeitsfelder, denen man sich auch emotional nähert, den Forschungsgegenstand geradezu liebt, in Begeisterung für so viele und so vielfältige Klangfarben schwelgt. Wer mag es da verübeln, wenn der Volksliedsammler über seine amtliche Rolle als Archivar hinauswächst, selbst zum Träger von Musikkultur wird? HH

Sie muss mit dem Leben zu tun haben

Die Volksliedforscher beschäftigen sich heute vor allem mit den Lebensgesetzen von Volksmusik und sind daher auch Spezialisten in Fragen der Veranstaltungskultur. Volksmusik muss vor allem mit dem Leben zu tun haben, mit lebenswerten Umständen. Einer Volksmusik um deren Rettung willen, droht das Ablaufdatum. HH

Enge und Größe

Volksmusik hat also mit Beheimatung zu tun, wegen ihrer wieder erkennbaren musikalischen Gestalt, aber auch weil sie ein Kollektivbesitz ist und der engen Heimat Größe verleiht. HH

Wie entsteht Innovation?

Die Innovation von Volksmusik muss sich im Gebrauch abspielen, bei den Randbedingungen und ist keine Frage der Interpretation. HH

Ordnungsprinzipien ade…

Volksmusik erhält durch die alleinige Beurteilung nach Brauchbarkeit besondere Dimension. Die Herkunft der Melodien ist, wie auch anderes theoretisches Detailwissen, kein nennenswertes Kriterium. Schon eher haben Eindrücke des Lebens eine tiefe Beziehung zu den Melodien. Die Ordnungsprinzipien unserer organisierten Welt nehmen auf solche Tatsachen kaum Rücksicht. HH

Man muss selbst zum Werkzeug werden

Volksmusik ist ein Konglomerat aus Überlieferungen, welches ebenso personelle Färbungen zulässt wie es auch dem Zeitenstrom unterliegt. Verlust und Erfindung liegen knapp beieinander. Wesentlicher Lebensnerv ist aber die Bindung an Sitte und Brauch und die in der Bevölkerung stark verankerte Freude am Singen schlechthin. Eine theoretische Kenntnis ist daher nur die eine Seite eines größeren Ganzen. Wie man in einem technischen Beruf die Werkstätte aufsucht und die Feile selbst in die Hand nimmt, so bedarf es auch bei der Volksmusik der Nähe zum „Tatort“, zu den „Tätern“, nebst der Gelegenheit, selbst zum Werkzeug zu werden. HH


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